Evaluierungskommission Luftraumüberwachung

Flächenflugzeuge, Hubschrauber, Großgerät, Fliegerhorste, ...
theoderich
Beiträge: 20291
Registriert: So 29. Apr 2018, 18:13

Re: Evaluierungskommission Luftraumüberwachung

Beitrag von theoderich »


iceman hat geschrieben: Sa 18. Jul 2020, 23:38Gebrauchte EF wurden schon an Rumänien oder an die Schweiz angeboten.
Das waren aber Eurofighter aus den Beständen der Luftwaffen der Herstellerstaaten (u.a. Deutschland, Spanien und Italien)!
opticartini
Beiträge: 693
Registriert: So 14. Okt 2018, 14:36

Re: Evaluierungskommission Luftraumüberwachung

Beitrag von opticartini »

muck hat geschrieben: Sa 18. Jul 2020, 20:51 Dessen bin ich mir durchaus bewusst. Tatsache ist aber, dass sich die Zahl der Luft-Boden-Sorties aller Typhoon im homöopathischen Bereich bewegt, verglichen etwa mit dem Air Policing über dem Baltikum und Island.
Wenn wir von Waffeneinsätzen sprechen ist das Verhältnis eindeutig zugunsten der Luft-Boden-Einsätze. Tatsache! Ansonsten liegt das (gottseidank) in der Natur der Sache, dass Air Policing häufiger vorkommt als Terroristen bombardieren.
muck hat geschrieben: Sa 18. Jul 2020, 20:51 Die Wahrscheinlichkeit, dass Österreich seinen Luftraum gegen ein von Terroristen entführtes Flugzeug oder gar gegen einen militärischen Eindringling – und sei es eine verirrte MiG – verteidigen muss, ist höher, als viele glauben. Zumal Österreichs östliche Nachbarn Staaten mit vergleichsweise kleinen Luftwaffen und, vor allem, kleiner Fläche sind, die im Nu überflogen werden könnten.
Ich denke du überschätzt die Möglichkeiten des Militärs. Wie sähe die "Verteidigung" in diesen Fällen aus?

Eine verirrte MiG ist keine feindliche Maschine, sondern erstmal ein Flugzeug wie jedes andere auch. Sprich: Man würde hinfliegen, Kontakt aufnehmen, Aufzeichnungen/Fotos/Videos machen, begleiten, beobachten.

Ob eine von Terroristen entführte Maschine (in der 100 andere Menschen sitzen) abgeschossen werden darf/soll ist eine heiß debattierbare moralische Frage, solange die Maschine nicht Anstalten macht, direkt in ein Ballungsgebiet zu stürzen, wird die Frage "nein" lauten (und selbst dann besteht bei einem Abschuss die Gefahr, dass der Flieger trotzdem dort reinstürzt). Das heißt: Man würde hinfliegen, Kontakt aufnehmen, Aufzeichnungen/Fotos/Videos machen, begleiten, beobachten.

Beide Szenarien können mit jedem x-beliebigen aktuellen Abfangjäger erledigt werden, dazu brauchts keinen "reinrassigen" Luftüberlegenheitskampfjet mit Multi-Role-Ambitionen wie den Eurofighter und es braucht auch keine Eurofighter-Aufrüstung, das wäre dann eben "Overkill". Und nachdem es unwahrscheinlich ist, dass zwei von dir bereits als mit geringer Wahrscheinlichkeit beschriebene Szenarien gleichzeitig eintreten, würde es streng genommen ausreichen, dafür ein einziges einsatzbereites Überschall-Kampfflugzeug zu haben.

Wenn das also die Szenarien sind, auf die wir vorbereitet sein sollten, dann sind wir mit einer Staffel halbwegs aktueller und gleichzeitig kosteneffizienter Flieger bestens gerüstet.
muck hat geschrieben: Sa 18. Jul 2020, 20:51 Welche Rolle soll denn die Anzahl der Triebwerke spielen? Das ist der geringste Kostenpunkt. Die Avionik, die Mittel zur elektronischen Kampfführung, der Flugkontrollcomputer und spezielle Werkstoffe – da liegt der Hund begraben.
Ein Triebwerk ist nicht der einzige Kostenpunkt, aber Kampfflugzeuge, die kostengünstig sein sollen, werden tendenziell einmotorig ausgeführt. Kostengünstige zweimotorige Flieger wie F-5 gibts ja keine modernen, auch dank der Fortschritte bei der Leistung und Zuverlässigkeit der Triebwerke.

Gerade die geringe Flottengröße wird zum Problem, wenn alle anderen Betreiber ihre Geräte ausphasen, während wir darauf angewiesen sind, aber der Hersteller mangels Nachfrage (aufgrund der geringen Flottengröße) den Support einstellt bzw. dieser unverhältnismäßig teuer wird.
muck hat geschrieben: Sa 18. Jul 2020, 20:51 Die F-35 wird in höherer Stückzahl produziert, damit sind auch Ersatzteile etc. billiger. In puncto Ausbildung kann man mit den Amerikanern kooperieren, deren Militär viel stärker in Verkaufsanstrengungen der Rüstungsindustrie eingebunden ist als auf unserer Seite des Atlantiks üblich.

Alles in allem vergleicht indes Äpfel mit Birnen, wer die Flugstundenkosten beider Muster vergleicht, denn beide Maschinen sind für völlig unterschiedliche Rollen konzipiert. Abgesehen von der Tarnkappentechnologie ist allein das Radar der F-35 komplexer als das der Typhoon (jedenfalls sans Captor-E).
Aha, da ist die Stückzahl dann doch ein Argument …

"Tatsache" ist, dass sich F-35 und Eurofighter regelmäßig bei Ausschreibungen für vergleichbare Rollen gegenüberstehen, soweit können Äpfel und Birnen also nicht auseinanderliegen. Fürn EF schauts da übrigens meistens schlecht aus, außer den Herstellern und Österreich betreibt kein einziges europäisches Land EF, in Kanada hat man sich aus der Ausschreibung gleich zurückgezogen. In Schweiz und Finnland ist man auch nicht Favorit.
muck hat geschrieben: Sa 18. Jul 2020, 20:51 Kein Grund, es nicht wieder ins Gleis zu setzen, schon im Sinne des Steuerzahlers.
Oh doch, dafür gibts Gründe das nicht zu tun. Keine einzige politische Partei ist für den Eurofighter. Seit dieses Flugzeug bestellt wurde (genau genommen schon davor), wird dagegen Stimmung gemacht (woran auch das Bundesheer nicht unschuldig ist).

Der durchschnittliche, massenmedien-konsumierende Österreicher (= Wähler) verbindet die Bezeichnung "Eurofighter" mit: Skandal, Korruption, teurer Schrott, laut, unnötig, kann nicht bei Nacht/schlechtem Wetter/Minustemperaturen fliegen, eine Schraube kostet 9000 Euro, Airbus = böse usw.

Das heißt man hat sich in eine Situation gebracht, wo es sich keine Partei und nicht mal das Bundesheer leisten kann, für einen Weiterbetrieb oder gar eine hunderte Millionen teure Aufrüstung einzutreten. Das würde nur gehen, wenn uns Airbus die Flieger in Zukunft praktisch kostenlos zur Verfügung stellt.

Ich vermute, dass ein Leasingmodell von Gripen C/D mit Schweden bereits so gut wie ausgemacht ist, jetzt geht es nur mehr darum, die Eurofighter loszuwerden und noch so viel wie möglich rauszuholen, damit man das auf jeden Fall als Erfolg verkaufen kann.
theoderich hat geschrieben: Sa 18. Jul 2020, 23:00 Österreich darf die 15 Eurofighter gar nicht an einen Drittstaat weiterverkaufen. Stand schon vor knapp drei Jahren schwarz auf weiß bei "Addendum":
Ja, die Zustimmung des Herstellers wird benötigt. Der hat eigentlich nicht viel Grund, da zuzustimmen, außer dass das Raunzen der Österreicher dann aufhören würde. Aber vielleicht kommen die neuen Hubschrauber ja doch von Airbus …

Sofern das Ganze kein Hoax ist (wer hat den Brief an die Medien geschickt?), kann es durchaus sein, dass auch an die anderen EF-Betreiber eine ähnliche Anfrage erging. Indonesien ist nicht gerade klein, mit 15 Kampfjets kommen die nicht weit.
Benutzeravatar
Doppeladler
Beiträge: 1049
Registriert: Di 24. Apr 2018, 12:51

Re: Evaluierungskommission Luftraumüberwachung

Beitrag von Doppeladler »

EIN SAAB 105 NACHFOLGER, KEINE ENTSCHEIDUNG BEIM EUROFIGHTER

Wie das Verteidigungsministerium am 6. Juli 2020 bekanntgab, wird die SAAB 105 OE mit Jahresende ersatzlos auslaufen. Die EUROFIGHTER TYPHOON sollen ab 2021 die Luftraumüberwachung alleine übernehmen – vorerst.

Weiterlesen: https://www.doppeladler.com/da/oebh/kei ... rofighter/
DOPPELADLER.COM - Plattform für Österreichs Militärgeschichte. Bundesheer | k.u.k. Monarchie | Weitere Themen
öbh
Beiträge: 470
Registriert: Sa 21. Jul 2018, 12:12

Re: Evaluierungskommission Luftraumüberwachung

Beitrag von öbh »

zum Bericht von muck um 2051Uhr: Den Blödsinn dass F-35 billiger seien als EF habe nicht ich geschrieben!
Ansonsten pflichte ich dir auf jeden Fall in deinen Aussagen bei. Einen Overkill betreffend EF gegü F-16, Gripen gibt es nicht. Der Ankauf von 14 F-16V in der Slowakei kostet gegen 2 Mrd Euro, die Kosten von neuen Gripen C/D bewegen sich in derselben Größenordnung, vom Gripen E/F gar nicht zu reden. Und im Betrieb dieser einstrahligen Maschinen bestehen nur marginale Kostenersparnisse gegü von EF. Es ist schon dahingehend ein Widerspruch Kostenvergleiche zwischen diesen Flugzeugen durchzuführen, bei einer Stilllegung der EF und Ankauf eines anderen neuen Systems bewegen sich die zusätzlichen Kosten im Bereich von vielen Hunderten-Mio Euro!
Dr4ven
Beiträge: 310
Registriert: Mo 30. Apr 2018, 14:35

Re: Evaluierungskommission Luftraumüberwachung

Beitrag von Dr4ven »

Also den Bürgermeistern rund um Zeltweg, die jetzt mit Tanner einen Deal (es wird jetzt mehr im Norden Österreichs geflogen) gemacht haben, würde ich den Gripen schon ordentlich gönnen.
Stichwort Lautstärke und doppelter Dauer des Steigfluges.
7L*WP
Beiträge: 119
Registriert: Sa 29. Sep 2018, 19:14

Re: Evaluierungskommission Luftraumüberwachung

Beitrag von 7L*WP »

Ein Brief des indonesischen Verteidigungsministers an Klaudia Tanner (ÖVP) ließ am Wochenende die Köpfe der Militärs rauchen: Falls er echt ist - was noch nicht bestätigt ist -, und Indonesien tatsächlich unsere Jets kaufen will, könnte gemeinsam mit Airbus ein überraschender Ausstieg aus dem Eurofighter gelingen.
https://www.krone.at/2194851
Dr4ven
Beiträge: 310
Registriert: Mo 30. Apr 2018, 14:35

Re: Evaluierungskommission Luftraumüberwachung

Beitrag von Dr4ven »

Die Zahl an Leuten, die diesen Brief zu sehen bekommen haben, ist überschaubar.
Das ist die Abteilung Militärpolitik, früher Attaché Abteilung als erste Anlaufstelle der Botschaften, und dann nach direkter Weiterleitung nur noch das Büro der Verteidigungsministerin.

Und zu glauben, dass die Indonesier das selbst an die Medien weiterspielen, ist freundlich gesagt, sehr naiv.
Das Schreiben ist sicher echt und wenn das an die Medien ohne dem Wissen der Indonesier gespielt wurde, kann man davon ausgehen, dass das Thema jetzt von seiten der Indonesier aufgrund eines Vertrauensbruches bereits wohl erledigt ist.

Diese Zustände im BMLV sind mittlerweile der Löwinger Bühne ebenbürtig!
iceman
Beiträge: 1568
Registriert: Do 17. Mai 2018, 21:05

Re: Evaluierungskommission Luftraumüberwachung

Beitrag von iceman »

Was sind die 15 EF eigentlich wert?
Den Simulator können sie auch haben....
theoderich
Beiträge: 20291
Registriert: So 29. Apr 2018, 18:13

Re: Evaluierungskommission Luftraumüberwachung

Beitrag von theoderich »

Was die Flugzeuge "wert" sind, ist eigentlich ziemlich egal. Wegen des Gesamtbedeckungsgrundsatzes wäre ein Verkauf für das BMLV ein Totalverlust - der einzige, der sich die Hände reiben würde, wäre der Finanzminister. Und für neue Flugzeuge würde es definitiv kein Geld geben.
iceman
Beiträge: 1568
Registriert: Do 17. Mai 2018, 21:05

Re: Evaluierungskommission Luftraumüberwachung

Beitrag von iceman »

Neue Flugzeuge würde man wahrscheinlich leasen, die Leasingrate wird natürlich vom Budget abgezogen...
Gesperrt