opticartini hat geschrieben: ↑Mo 28. Dez 2020, 18:23Die Typhoons sind im Gegensatz zu den Tornados nicht atomwaffenfähig, wozu Deutschland aber im Rahmen der nuklearen Teilhabe verpflichtet ist.
Man könnte sie zwar atomwaffenfähig machen, dies müsste aber in und von den USA passieren. Also genau jene, die den Deutschen gerne ihre eigenen Maschinen (F-18, F-35) verkaufen würden. Nachdem es kein amerikanischer Flieger ist, würde das kosten und dauern und die Weitergabe von Rüstungsgeheimnissen erfordern.
Ein weiterer Punkt ist, dass die elektronische Kriegsführung (EW = "electronic warfare") Fähigkeiten des EF Typhoon sich erst im Aufbau befinden, während entsprechend ausgerüstete F-18 (EA-18G Growler) bereits seit einigen Jahren erhältlich sind.
Das ist mir klar; trotzdem ist die eigentlich für 2020 anberaumte Entscheidung verschoben worden – teils wegen bayerischer bzw. französischer Interventionen, teils aufgrund der Erkenntnis, dass die gegenwärtige und alle denkbaren künftigen Regierungen mindestens einen Koalitionspartner enthalten (werden), der die Nukleare Teilhabe verteufelt.
Nach Lektüre der Fachpresse erwarte ich als wahrscheinlichstes Szenar einen politisch unaufrichtigen Kompromiss (passt ja gut hierher), wonach man für die EloKa mangels europäischer Alternative amerikanisch kauft, die Jabo-Komponente hingegen mehrteils oder ganz durch Eurofighter Typhoon ersetzt und den Schwebezustand genießt, der dadurch entsteht.
Die USA haben (freilich unter Trump) bereits angezeigt, dass die Zertifizierung der Typhoon für die B61-Atombombe fünf bis acht Jahre dauern würde. Diese Verzögerung käme Berlin freilich gelegen. Da Airbus bereits erklärt hat, die anteilig anfallenden Kosten zu tragen, wäre die Sache für mindestens eine Legislaturperiode vom Tisch.
Und bei Veränderungen der politischen Großwetterlage (z.B. eine Wiederwahl Trumps 202
4) würden sich die industriepolitischen Winkelzüge der Amerikaner als Notausstieg anbieten.
Man könnte den Partnern signalisieren, die Nukleare Teilhabe eigentlich beibehalten zu wollen, innenpolitisch aber darauf verweisen, dass jede Diskussion müßig sei, da Kapitalisten und Ingenieure dem guten Willen einen Strich durch die Rechnung gemacht hätten und kein Trägersystem zur Verfügung steht.
Tatsache ist, trotz des neuen US-Präsidenten ist ein Ersatz der Tornados ausschließlich durch amerikanische Muster politisch gegenwärtig nicht vertretbar.
opticartini hat geschrieben: ↑Mo 28. Dez 2020, 18:23Aus diesen Gründen ist es eher die deutsche Regierung, die unter Zugzwang steht.
Ich meinte damit, dass das Zeitfenster schrumpft für Versuche ausländischer Kunden, unter Ausnutzung der pandemiebedingten Rezession in Deutschland bessere Konzessionen zu erreichen.
Der Airbus-Standort Manching, an dem (je nach Presseerklärung) bis zu 40.000 Arbeitsplätze hängen, ist derzeit in Kurzarbeit. Über jeden zusätzlichen Kunden für MRO-Dienstleistungen bzw. Kampfwertsteigerungen freuen die sich. Inoffiziell heißt es, lediglich die Nachorder von 38 Flugzeugen der Trance 4 hätte dort Entlassungen verhindert.
Bestellt die deutsche Luftwaffe aber weitere Flugzeuge, wandern (dies wurde schon angekündigt) wieder mehr Techniker aus der Systembetreuung in die Fertigung ab und man ist nicht länger auf auswärtige Aufträge angewiesen.