Evaluierungskommission Luftraumüberwachung

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theoderich
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Re: Evaluierungskommission Luftraumüberwachung

Beitrag von theoderich »

Welche "bestehenden Fähigkeiten"?!? Unsere Eurofighter haben ein Bordradar und eine nur eingeschränkt nutzbare Kurzstrecken-Lenkwaffe - und das war's. Wie attraktiv ist es für Piloten, ein Flugzeug zu fliegen, das im Einsatz zur Todesfalle wird, weil es sich kaum verteidigen kann? Die Politik kann auch behaupten, der Betrieb sei mit 600 Flugstunden pro Jahr und nur 6 Piloten "gesichert".

Außerdem sind Aufrüstungsprogramme speziell in diesem Bereich unumgänglich. Stichwort: Obsoleszenz! Wenn die Gelegenheit jetzt nicht genutzt wird, wo erstens der Druck zur Ablöse der Saab-105OE und zweitens ein gewisses Bewusstsein da ist, dass es mit der derzeitigen Ausstattung nicht weitergeht, kommt sie nie wieder.

Darüber hinaus hat das Bundesheer jahrzehntelange schlechte Erfahrungen mit "Zwei-Stufen-Lösungen" gemacht:
  • KORKISCH Friedrich: Die Luftstreitkräfte der Republik Österreich, in: ÖMZ, H 2 (2005)
    Am 10. Juli 1965 bot die Firma Saab - in Kenntnis der Vorgänge und der Budgetprobleme in Österreich - ein "Hire-Purchase"-Paket für 24 Draken an. Am 13. Juni kam es zu einer Besprechung über mögliche Nachfolger der J-29F, aber man schreckte nach wie vor vor der Bestellung eines modernen Jägers zurück. Die erste umfangreichere Studie über einen Abfangjäger wurde im Jänner 1966 erstellt. Zu diesem Zeitpunkt wurde festgestellt, dass es umgehend notwendig sei, einen Überschall-Abfangjäger als Nachfolger für die J-29F vorzusehen. Die Dassault Mirage III oder Mirage V, die Northrop F-5A und die Saab J-35X Draken wurden erwogen, wobei zunächst das letztgenannte Flugzeug favorisiert wurde. Im Juli 1966 erklärte Verteidigungsminister Georg Prader, Österreich würde 35 Draken (als "Interzeptionsspitze" bezeichnet) kaufen. Diese Entscheidung blieb jedoch ohne weitere Realisierungsschritte.
    Im Gegensatz zur an den Tag gelegten "Großzügigkeit", mit der man die Souveränitätsverletzungen der Sowjetunion hinnahm und gleichzeitig vor der Öffentlichkeit verheimlichte, beschäftigte der harmlose Überflug einer ägyptischen An-12 (auf Grund einer Gewitterfront über der CSSR und Ungarn) am 3. Oktober 1968 die Politiker und Medien voll und involvierte sogar Völkerrechtsexperten. Im Zuge der Ereignisse von 1968 tagte (außerordentlich) am 13. September der Landesverteidigungsrat und verwies erstmals auf die gebotene Dringlichkeit einer Beschaffung von Abfangjägern. 1968 waren etwa acht Typen evaluiert und die Militärs hatten ihre Präferenz deponiert, nämlich den J-35 Draken. Es sollten neben den 20 Saab 105 OE vordringlich zwölf Draken beschafft werden. Es kam jedoch erneut zu keiner Beschaffung, vielmehr wurde der Kauf von weiteren 34 Saab 105 OE (somit 54, später reduziert auf 20) vereinbart.

    Die zahlreichen Erprobungen bzw. Vorführungen in den 70er-Jahren umfassten die Dassault Mirage F-1C, die Saab J-37 Viggen und den IAI Kfir C2. Im Jänner wurde im KoLu die Erprobung der J-35D und Mirage III vorgeschlagen, dann in Schweden und Frankreich durchgeführt. 1966 wurden seitens der USA auch die A-4F und A-7D angeboten. Von 6. bis 8. Juli 1973 wurde in Österreich die Northrop F-5E vorgeführt, ein Flugzeug, das auch die Schweiz beschaffte und wegen seines günstigen Preises und seiner guten Gesamtleistung von größtem Interesse war. Schriftliche Offerte betrafen praktisch jeden Flugzeugtyp, der im Westen neu oder gebraucht geflogen wurde.
    Die nun überraschend erfolgte Beschaffung der Saab J-35 war als Verlegenheitslösung für maximal zehn Jahre gedacht gewesen, dann sollte der Umstieg auf ein Flugzeug der vierten Jet-Generation erfolgen. Was anfangs als äußerst kostengünstig aussah, erforderte dennoch rund 120.000 ATS pro Flugstunde und rund 600 Mann Personal und umfassende Infrastrukturmaßnahmen in Zeltweg. Bemerkenswert war jedoch, wie professionell die Fliegertruppe das Flugzeug einführte und bis zum heutigen Tag betreiben konnte. Die Nachfolgefrage wurde ab 1995 dringend und seitens der Luftabteilung immer wieder gestellt und blieb bis 2002 unbeantwortet.
    http://web.archive.org/web/200505120331 ... php?id=282
  • HOFFMANN Georg/Nicole Melanie GOLL: Neutraler Luftraum. Die Entwicklung und Zäsuren der Österreichischen Luftstreitkräfte in der Zeit des Kalten Krieges (1955-1990), in: Rivista Internazionale di Storia Militare, H 89 (2011), p. 33-53

    https://www.difesa.it/Area_Storica_HTML ... _Nov11.pdf
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opticartini
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Re: Evaluierungskommission Luftraumüberwachung

Beitrag von opticartini »

theoderich hat geschrieben: Mo 4. Feb 2019, 23:26 Außerdem sind Aufrüstungsprogramme speziell in diesem Bereich unumgänglich. Stichwort: Obsoleszenz!
Beseitigung von "Obsoleszenz" bedingt aber nicht "Aufrüstung".

Schau, ich kann die Welt so sehen wie sie ist oder wie ich sie gerne hätte. Und die Erfahrung zeigt, dass von irgendwelchen Aufrüstungsgeschichten in der Realität wenig übrig bleibt und man froh sein muss, wenn überhaupt das erhalten wird, was da ist.

Wie du auf "Zwei-Stufen-Lösungen" kommst, ist nicht nachvollziehbar. Es scheint jedenfalls so zu sein, dass die RAF vor einiger Zeit ein Paket zum Weiterbetrieb der Eurofighter inklusive ein paar Düsentrainern angeboten haben. Und wenn die Briten sagen, so schauts aus und ihr nehmt das oder vergesst es, und Österreich hat keine Alternativen zum gleichen Preis (was ich nicht hoffe), dann wird Österreich dies tun und das Bundesheer wird damit auskommen müssen.
Verweigerer
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Re: Evaluierungskommission Luftraumüberwachung

Beitrag von Verweigerer »

Die Luft-Boden-Fähigkeiten holen wir uns mit 12 Stück M-346FA wie die Israelis zurück inklusive guten Support und Wartungsvertrag geschmückt zum Drüberstreuen mit einem neuen Nacheile-Vertrag mit den Italienern :-)

Und 12 x PC-21 mit neuen konfigurierten Pods als PC-7 Ersatz und als ein Zeichen der guten weiteren Zusammenarbeit mit den Schweizer Jungs.

Zur Not durch 12 Wolverines;-)
Zuletzt geändert von Verweigerer am Di 5. Feb 2019, 00:54, insgesamt 3-mal geändert.
Verweigerer
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Re: Evaluierungskommission Luftraumüberwachung

Beitrag von Verweigerer »

Das mit dem Briten-Paket kommt hin, die Tommys sind aber auch schon zufrieden wenn wir ihnen 3 EF Doppelsitzer abnehmen, diese ebenso upgraden und in deren Programm mithineinschnuppern. Natürlich wollen sie auch deren Hawks an den Mann bringen, es geht aber auch ohne. Verhandlungsgeschick von Kunasek ist notwendig. Der sollte mal auf die Insel jetten. Gehen würde so Einiges. In Brexit-Zeiten wie diesen möchte auch eine Labour-Partei nicht alle Stricke zum Festland kappen. Das erste Paket ist nicht immer gleich das Letzte. Ein bisschen ein österreichisches Sitzfleisch bitte!

Obendrein wird man am Markt ja auch gerne international beobachtet und Österreich ist da jetzt nicht gleich in einer schlechten Position. Wäre auch nicht das Schlechteste wenn Leonardo ins Grübeln kommt. Zu guter Letzt ist immer noch der Kunde König! Hüben wie drüben. Man will ja schließlich etwas verkaufen und vermarkten. Friss oder stirb geht heute nicht mehr so einfach.

Gott zum Gruße;-)
Zuletzt geändert von Verweigerer am Di 5. Feb 2019, 01:39, insgesamt 2-mal geändert.
theoderich
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Re: Evaluierungskommission Luftraumüberwachung

Beitrag von theoderich »

opticartini hat geschrieben: Di 5. Feb 2019, 00:38
theoderich hat geschrieben: Mo 4. Feb 2019, 23:26 Außerdem sind Aufrüstungsprogramme speziell in diesem Bereich unumgänglich. Stichwort: Obsoleszenz!
Beseitigung von "Obsoleszenz" bedingt aber nicht "Aufrüstung".
Und wie nennt man es, deiner Meinung nach, wenn man in ein Flugzeugsystem modernere Systeme einbaut? Etwa "Umkonfigurierung"?!? Was spielt das für eine Rolle?

opticartini hat geschrieben: Di 5. Feb 2019, 00:38Wie du auf "Zwei-Stufen-Lösungen" kommst, ist nicht nachvollziehbar.
Dann versuche ich es nachvollziehbar zu machen:
opticartini hat geschrieben: Mo 4. Feb 2019, 20:50 Was ich sagen wollte war, dass man erst mal die Basics erledigen sollte (also gesicherter Betrieb der bestehenden Fähigkeiten zumindest fürs nächste Jahrzehnt) bevor man bei Aufrüstungsprogrammen mitmacht. Daher der Einwand bezüglich wie realistisch das ist.
Ich habe deinen Post so interpretiert: "Wir kümmern uns jetzt um einen ,gesicherten Betrieb' und verschieben das Thema IRST, DASS und BVR auf den Sankt-Nimmerleins-Tag" (Ex aequo zu den 1960er-Jahren: "Wir kümmern uns jetzt um Schulflugzeuge/Jagdbomber und verschieben die ,Interzeptionsspitze' auf den Sankt-Nimmerleins-Tag"). Das hätte zwangsläufig zur Folge, dass das Thema einschläft und die "Darabos-Konfiguration" bis zum bitteren Ende weiter betrieben werden müsste.

Ein "gesicherter Betrieb" ist in Österreich, dank der Finanzgesetzgebung, überhaupt nicht machbar. Das Heer hat grundsätzlich einen budgetären Planungshorizont von einem bis maximal zwei Jahren. Dann kommt wieder ein neues BFRG mit komplett veränderten Budgetzahlen. Das sieht man auch am Wildwuchs "operativ-taktischer Konzepte" für die aktive LRÜ in den letzten 20 Jahren, verbunden mit immer stärkeren Einschränkungen der Auftragserfüllung durch wiederholte Sparpakete:

viewtopic.php?f=6&t=45&p=3128
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Re: Evaluierungskommission Luftraumüberwachung

Beitrag von 7L*WP »

Verweigerer hat geschrieben: Di 5. Feb 2019, 00:50 Das mit dem Briten-Paket kommt hin, die Tommys sind aber auch schon zufrieden wenn wir ihnen 3 EF Doppelsitzer abnehmen, diese ebenso upgraden und in deren Programm mithineinschnuppern.
Haben die Briten überhaupt noch 3 T1 Doppelsitzer die flugfähig wären?
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Re: Evaluierungskommission Luftraumüberwachung

Beitrag von Verweigerer »

7L*WP hat geschrieben: Di 5. Feb 2019, 16:40 Haben die Briten überhaupt noch 3 T1 Doppelsitzer die flugfähig wären?
51 Tranche 1. Davon 24 für air-policing. Diese 24 sind glaublich nicht vorgesehen für das Centurion Programm.

67 Tranche 2.

10 von insgesamt 40 bestellten Tranche 3.

Von den 14 oder 16 Doppelsitzern wollte/würde man sich trennen. Ansonsten Ausmusterungen und Ersatzteilspender für die Einsitzer.

Alles schon Stand Juli 2018.

Also bei der RAF steht schon noch was rum. Ob die Tommys auch noch den Saudis etwas zukommen lassen, weiß ich nicht. Fragen kostet nichts. Ist ja nicht gleich eine verbindliche Anfrage.
Maschin
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Re: Evaluierungskommission Luftraumüberwachung

Beitrag von Maschin »

7L*WP hat geschrieben: Di 5. Feb 2019, 16:40
Verweigerer hat geschrieben: Di 5. Feb 2019, 00:50 Das mit dem Briten-Paket kommt hin, die Tommys sind aber auch schon zufrieden wenn wir ihnen 3 EF Doppelsitzer abnehmen, diese ebenso upgraden und in deren Programm mithineinschnuppern.
Haben die Briten überhaupt noch 3 T1 Doppelsitzer die flugfähig wären?

BT003/ZJ802, BT008/ZJ807, BT011/ZJ810 sind die drei letzten Tranche 1 Twins der RAF
Update 28.02 19. Es ist nur mehr BT008 aktiv.
Zuletzt geändert von Maschin am Do 28. Feb 2019, 21:13, insgesamt 2-mal geändert.
7L*WP
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Re: Evaluierungskommission Luftraumüberwachung

Beitrag von 7L*WP »

Genau das meine ich, dass die Briten nicht mehr sehr viele T1 Twins übrig gelassen haben!
Übrigens, die ZJ814 war einer der 4 Britischen Doppelsitzer, die 2013 in Zeltweg waren.
http://www.airfighters.com/photo/130840 ... -T3/ZJ814/
Berni88
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Re: Evaluierungskommission Luftraumüberwachung

Beitrag von Berni88 »

Und der hätte auch schon "Pirate"! :-)
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