theoderich hat geschrieben: ↑Mi 2. Jan 2019, 23:14
opticartini hat geschrieben: ↑Mi 2. Jan 2019, 22:45"Deutlich leistungsschwächer" ist allerdings eine Übertreibung und das war auch nicht der Grund warum dieser Bieter "einst unterlag".
Die JAS-39C/D hatte z.B.
keine Supercruise-Fähigkeit, eine geringere Höchstgeschwindigkeit als der Eurofighter, um ca. 50 % weniger Nutzlast, nur 8 Hardpoints (Eurofighter: 13 Hardpoints) und
kein integriertes FLIR (stattdessen den externen Zielbehälter Litening GIII, der für eine Verwendung im Luftkampf nicht wirklich geeignet ist und den Österreich wegen der potentiellen Luft-Boden-Fähigkeit vermutlich erst recht nicht bekommen hätte):
http://aviationweek.com/site-files/avia ... 4_jas7.pdf
Natürlich sind sie nicht nur wegen der schwächeren Leistung unterlegen. Das habe ich nie behauptet. Da haben auch andere Faktoren mitgespielt, wie z.B. überteuerte Angebote der Firma SAAB.
Weniger Nutzlast und Außenlasten ist bei Österreichs Bedürfnissen egal, da es ohnehin nicht zum Einsatzspektrum gehört, schwere Bomben über große Distanzen tragen zu müssen.
Supercruise heißt bloß, dass ohne Nachbrenner schneller als der Schall geflogen werden kann. Auch nur relevant wenn über große Distanzen schnell geflogen werden muss (in Österreich nicht der Fall).
Ein paar Stück von irgendwelchen FLIR-Pods (ohne die nicht gewünschten Fähigkeiten) hätte man sicher bekommen. Soweit ich sehe werden "Litening"-Pods in unterschiedlichen Ausführungen von diversen Luftwaffen weltweit z. B. in Flugzeugen der Typen Tornado, Typhoon, F-18, F-16, F-15, Su-30, Su-27 und eben auch JAS-39 verwendet. Und was gut genug für Deutschland, Israel, Italien, Spanien, UK, US etc. ist, sollte dann wohl für Österreich ausreichen. Ganz zu schweigen davon, dass Pods leichter auszutauschen und damit auch aufzurüsten sind, als integrierte Systeme.
Also: Dass Eurofighter rein technisch gesehen das etwas bessere System ist, ist genauso klar wie dass Gripen C für den angepeilten Nutzungszeitraum absolut für Österreich ausgereicht hätte.
Und mir kann niemand erzählen, dass man bei geschickter Verhandlungsführung nicht ein billigeres System hätte bekommen können als den Eurofighter, speziell wenn man die Betriebskosten berücksichtigt, welche ja der Hauptkritikpunkt am Eurofighter sind.
Siehe auch das Interview mit Brigadier Karl Gruber:
https://derstandard.at/2000061034868/Lu ... Flugstunde
Auszüge:
>>> Derzeit läuft trotz des offenen Verfahrens der Justiz die technische und logistische Zusammenarbeit mit Airbus routinemäßig weiter.
Also wäre auch die technische Nachrüstung der Eurofighter möglich – was insgesamt jedoch zwischen 200 und 300 Millionen kosten würde. <<<
>>> Wenn wir jetzt in diese Richtung gehen müssen, werden wir vor allem darauf schauen, dass die
Betriebskosten des Produkts
deutlich unter denen der Eurofighter liegen, die heuer an die 80 Millionen ausmachen. Dazu haben wir Varianten errechnet, die nur etwa bei der
Hälfte pro Flugstunde liegen. <<<
>>> Uns haben die
hohen Betriebskosten der Eurofighter in den letzten Jahren zunehmend vor Probleme gestellt. Ich denke aber, dass das von Beginn an absehbar war. Man hat offenbar andere Zahlen in den Vordergrund gestellt – etwa die lukrativen Gegengeschäfte. <<<
Aber diese Diskussion kommt ohnehin zu spät, weil jetzt haben wir die Eurofighter ja schon da stehen.
Die vermutlich effizienteste Lösung wäre also:
1) Die Eurofighter so gering wie möglich aufrüsten, vor allem um Obsoleszenzen zu vermeiden. Wünschenswert wäre zumindest ein FLIR-System (IRST a la PIRATE wird vermutlich ein Wunschtraum bleiben). Die EF werden dann so wenig wie möglich eingesetzt, um die Betriebskosten niedrig und die Lebensdauer hoch zu halten.
2) Als Nachfolger der Saab-105 ein leichtes Kampfflugzeug = Jet-Trainer wie M-346 anschaffen, damit die Piloten auf ihre Flugstunden kommen und zur Ergänzung der Luftraumüberwachung. Idealerweise sollten einige davon mit Radar bestückt sein bzw. mit Aufhängungsmöglichkeiten für die gleichen Aufklärungspods und Waffen, die auch beim EF verwendet werden können.
Dadurch hätte man zu einem akzeptablen Preis-/Leistungsverhältnis ein solides System für den Notfall (Eurofighter) und ein solides System zur Ausbildung und Ergänzung des Air Policing (M-346), mit größtmöglichen Synergien.
Zu befürchten ist, dass exakt das Gegenteil passiert: Die EF werden stillgelegt, stattdessen Gripen beschafft, und weil das so teuer ist, kann man sich dann nur mehr die L39NG als Jettrainer leisten.