Wasserfahrzeuge

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Landsknecht
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Wasserfahrzeuge

Beitrag von Landsknecht »

Unser größtes Wasserfahrzeug, das Patrouillenboot „Niederösterreich“ befindet sich wohl bereits im „Ruhestand“, wäre aber – praktisch wie ein Beamter - (theoretisch) wieder zu reaktivieren und gehört weiterhin zur Bewaffnung des Bundesheeres.
Technisch wird das Patrouillenboot ja von der Marinekameradschaft „Franz Ferdinand“ in Schuss gehalten und bewegt wird es zu besonderen Anlässen auch.
Daher ist es natürlich erfreulich, dass der Rumpf der Niederösterreich auf der Schiffswerft in Linz von Muscheln und sonstigen Ablagerungen gereinigt worden ist. Nach einem neuen Anstrich ist die Niederösterreich nun auch unter der Wasserlinie wieder in einem ausgezeichneten Zustand.
Dieser Werftaufenthalt war wohl bereits im Sommer 2018, ist aber doch erwähnenswert:

https://www.binnenschifferforum.de/show ... 0292/page2

Vielleicht bekommt auch die Oberst Brecht noch eine „Schönheitskur“.
theoderich
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Re: Wasserfahrzeuge

Beitrag von theoderich »

Waren an Bord der "Niederösterreich" nicht auch MG-Stände und ein 20-mm-Turm aus dem Spz A1 montiert?
Landsknecht
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Re: Wasserfahrzeuge

Beitrag von Landsknecht »

Der Panzerturm des Schützenpanzers mit der 20 mm MK 66 sowie ein gepanzerter MG-Stand mit einem üsMG am Vorderdeck sind heute noch die Hauptbewaffnung. Daneben waren noch 3 MG 74 und ein PAR 66 auf Lafetten vorhanden. Interessanterweise war für eine kurze Zeit am Deck über dem Maschinenraum auch eine 2 cm FLAK 65/68 montiert, welches dann wieder für eine längere Zeit durch ein zweites üsMG ersetzt worden ist. Wenn man sich über die beiden Patrouillenboote informieren möchte, ist die Dokumentation von Wladimir Aichelburg "Patrouillenboote des österreichischen Bundesheeres Niederösterreich und Oberst Brecht" eine hervorragende Quelle. Beide Boote werden da - unterstützt durch viele Fotos und Konstruktionszeichnungen - in allen Entwicklungsstufen beschrieben. Sowohl technisch als auch historisch ist die Information praktisch lückenlos.
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Doppeladler
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Re: Wasserfahrzeuge

Beitrag von Doppeladler »

Die Oberst Brecht schaut mittlerweile furchtbar traurig aus - aber sie dürfte nun einen neuen Besitzer haben - Event Schifffahrt Haider. Sie steht jetzt in Hainburg. Hoffentlich wird sie dort liebevoller behandelt als bisher. Die neuen Besitzer haben zumindest ein Gespür für historische Schiffe. Kennt jemand die Hintergründe?

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Oberst Brecht 2021, Hainburg © Doppeladler.com

Unser alter Bericht aus einer besseren Zeit - 2004: http://www.doppeladler.com/oebh/brecht04.htm
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Landsknecht
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Re: Wasserfahrzeuge

Beitrag von Landsknecht »

Wäre es überhaupt rechtens, wenn ein Exponat des Museums an eine Privatperson veräußert wird?
Die "Oberst Brecht" ist ja ein Teil der Geschichte des Bundesheeres. Da wäre es wohl besser, das Boot optisch herzurichten und am Gelände des HGM auszustellen. Man kann nur hoffen, dass es sich nur um eine vorübergehende Überlassung handelt, denn sonst könnte die "Oberst Brecht" ja auch einmal im Ausland oder am Schrottplatz landen.
theoderich
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Re: Wasserfahrzeuge

Beitrag von theoderich »

Landsknecht hat geschrieben: Mo 12. Jul 2021, 19:10Wäre es überhaupt rechtens, wenn ein Exponat des Museums an eine Privatperson veräußert wird?
Das Heeresgeschichtliche Museum gehört nicht zu den Bundesmuseen und unterliegt damit nicht dem Bundesmuseen-Gesetz. Dem Rechnungshof zufolge gibt es angeblich eine Museumsordnung - diese ist aber nirgends veröffentlicht.

Heeresgeschichtliches Museum. Bericht des Rechnungshofes (Reihe BUND 2020/37)
Folgen der Mängel im Bereich Compliance

6 Der RH stellte im Zuge der Gebarungsüberprüfung u.a. folgende Sachverhalte fest, deren Ursache insbesondere im Fehlen eines Compliance Management Systems lag:

[...]
  • nicht genehmigte Entsorgung musealer Objekte (TZ32),
Patrouillenbootstaffel Korneuburg

22.1(1) Mit November 2006 übertrug das Heeresgeschichtliche Museum zwei Patrouillenboote in Form einer Leihe dem Verein „Marinekameradschaft Admiral Erzherzog Franz Ferdinand“ zur musealen Betreuung. Neben der Pflege und dem Erhalt der Boote durch den Verein stand bei dieser Entscheidung auch die Möglichkeit im Vordergrund, die Boote in der Öffentlichkeit präsentieren zu können. Laut dem Verein finanzierte dieser die Pflege und den Erhalt der Boote sowie deren Betrieb aus Mitgliedsbeiträgen sowie Geld– und Sachspenden. Im vom RH überprüften Zeitraum lag die Anzahl der Besucherinnen und Besucher zwischen 860 (2014) und 2.750 (2016); der Eintritt war frei.

(2) Laut der privaten Website der Außenstelle in Korneuburg standen die beiden Patrouillenboote auch für Ausfahrten mit Sponsoren zur Verfügung. Eine vertragliche Grundlage dafür – wie etwa im Leihvertrag des Heeresgeschichtlichen Museums – gab es jedoch nicht. Laut dem Obmann des Vereins hätten Ausfahrten zu „reinen Sponsoringzwecken“ aber ohnehin nie stattgefunden. Dies war für den RH nicht nachprüfbar.

(3) Gemäß dem zur Zeit der Gebarungsüberprüfung gültigen Leihvertrag konnte der Verein als Leihnehmer die Patrouillenboote in Absprache mit dem Heeresgeschichtlichen Museum zwar transportieren, Ausfahrten zur Pflege und Erhaltung waren jedoch nicht vorgesehen. Trotzdem führte der Verein regelmäßig derartige Ausfahrten durch, ohne diese dem Heeresgeschichtlichen Museum zu melden.

22.2 Der RH beanstandete, dass ein Verein, der als Leihnehmer für das Heeresgeschichtliche Museum die Außenstelle „Patrouillenbootstaffel Korneuburg“ betrieb, aktiv Sponsoring unter Nutzung der Leihobjekte bewarb, obwohl es dafür keine vertragliche Grundlage und damit keine entsprechenden inhaltlichen Vorgaben vom Heeresgeschichtlichen Museum gab.

Der RH empfahl dem Heeresgeschichtlichen Museum, im Falle einer grundsätzlichen Befürwortung der Nutzung der Patrouillenboote zu Sponsoringzwecken dies vertraglich zu regeln. Andernfalls wäre dem Verein als Leihnehmer der Boote die diesbezügliche Nutzung zu untersagen.

Der RH kritisierte auch, dass im Leihvertrag des Heeresgeschichtlichen Museums nicht vorgesehen war, dass der Verein als Leihnehmer der Patrouillenboote diese regelmäßig zur Pflege und Erhaltung ausführen durfte.

Der RH empfahl dem Heeresgeschichtlichen Museum, die Ausfahrten der Patrouillenboote zur Pflege und Erhaltung durch den Leihnehmer im Leihvertrag schriftlich zu regeln.

22.3 Das Heeresgeschichtliche Museum sowie das Ministerium teilten in ihren Stellung-nahmen jeweils mit, dass gemäß der Empfehlung des RH ein Nachtrag zum bestehenden Leihvertrag abgeschlossen worden sei. Ausfahrten mit rein kommerziellem Hintergrund blieben weiterhin untersagt.
Personaleinsatz in den Außenstellen

[...]

Die Außenstellen „Patrouillenbootstaffel Korneuburg“ und „Fernmeldesammlung Starhembergkaserne“ wurden ehrenamtlich und sohin unentgeltlich betrieben; die „Patrouillenbootstaffel Korneuburg“ durch den Verein „Marinekameradschaft Admiral Erzherzog Franz Ferdinand“ und die Fernmeldesammlung durch einen pensionierten Bediensteten des Ministeriums.

[...]

In den anderen Außenstellen erfolgte der Betrieb ebenso wenig durch Bedienstete des Heeresgeschichtlichen Museums, weshalb dieses seine Dienst– und Fachaufsicht in den Außenstellen weitgehend nicht wahrnehmen konnte.

Der RH empfahl dem Ministerium zu prüfen, inwieweit der Betrieb von Außenstellen durch das Heeresgeschichtliche Museum unter den aktuellen Rahmenbedingungen zweckmäßig ist bzw. welcher Dienststelle die Außenstellen zuzuordnen sind. Jedenfalls wären die personellen Verantwortlichkeiten zu klären und die erforderlichen Budgetmittel zuzuweisen.

25.3 Das Ministerium teilte in seiner Stellungnahme mit, dass es die mit der Dienst– und Fachaufsicht betraute Sektion beauftragt habe, einen Reformprozess einzuleiten, der „vorbehaltlos“ die Struktur und Abläufe des Heeresgeschichtlichen Museums analysiere und verbessere. Der erste Bericht einer beauftragten unabhängigen Kommission liege vor. Derzeit würden unter Einbindung internationaler Expertinnen und Experten die Grundlagen für eine Neugestaltung des Museums aufbereitet. Der Betrieb von Außenstellen werde im Rahmen des Reformprozesses thematisiert werden.
https://www.rechnungshof.gv.at/rh/home/ ... Museum.pdf


Die Übergabe von zwei Museumsstücken an den "Österreichischen Marineverband" war an sich eine fragwürdige Aktion. Anscheinend vor allem ein Versuch, Kosten einzusparen und sich aus der Verantwortung zu stehlen:

Heer übergibt Patrouillenboote an Österreichischen Marineverband (16. November 2006)
Generalmajor Christian Segur-Cabanac übergab heute die die beiden Patrouillenboote "Niederösterreich" und "Oberst Brecht" an das Heeresgeschichtliche Museum. Das Museum erklärte sich prompt bereit, die Boote an den Österreichischen Marineverband weiterzugeben, um eine langjährige Tradition fortzuführen.
https://www.bundesheer.at/cms/artikel.php?ID=3080

Doppeladler hat geschrieben: Di 22. Jun 2021, 17:33 Die Oberst Brecht schaut mittlerweile furchtbar traurig aus - aber sie dürfte nun einen neuen Besitzer haben - Event Schifffahrt Haider.
Landsknecht hat geschrieben: Mo 12. Jul 2021, 19:10Man kann nur hoffen, dass es sich nur um eine vorübergehende Überlassung handelt, denn sonst könnte die "Oberst Brecht" ja auch einmal im Ausland oder am Schrottplatz landen.
Event Schifffahrt Haider ist die Firma des Schriftführers der Marinekameradschaft Admiral Erzherzog Franz Ferdinand (Hier der Eintrag auf FirmenABC.at.).. Günter Cortnik ist ein Militaria-Händler aus Himberg und Obmann des Vereins. Ich glaube nicht, dass die "Oberst Brecht" wirklich im Besitz der Firma Event Schiffahrt Haider steht:

Patrouillenbootstaffel Korneuburg/Alte Werft
Museale Betreuung in ihrem Element

Weil die Erhaltung der Schiffe in ihrem natürlichen Element, dem Wasser, naheliegend war, wurden sie am 16.11.2006 der aus praxisorientierten Schiffsliebhabern und Veteranen der Militär- sowie Zivilschifffahrt bestehenden „Marinekameradschaft Admiral Erzherzog Franz Ferdinand“ MKFF zur musealen Betreuung übergeben. Neben der Pflege und Erhaltung der Boote im einsatzfähigen Zustand steht dabei die Präsentation für die Öffentlichkeit im Vordergrund. Der ursprüngliche Liegeplatz direkt unter der Reichsbrücke beim Schifffahrtszentrum am Wiener Handelskai mussten die Schiffe im Frühjahr 2014 verlassen. Seit 28.3.2014 liegen sie an ihrem Entstehungsort, der alten DDSG-Werft in Korneuburg, zur Besichtigung bereit, fallweise auch mit den gesamten Innen-, Wohn- und Maschinenräumen.

Die seit 2004 bestehende und seit 12.05.2005 im Vereinsregister eingetragene „Marinekameradschaft Admiral Erzherzog Franz Ferdinand“, ein vom Bundesministerium für Landesverteidigung anerkannter wehrpolitischer Verein, ist an dieser Außenstelle des Heeresgeschichtlichen Museums tätig. Die Pflege der Schiffe und ihr Betrieb finanziert sie aus Mitgliedsbeiträgen sowie freiwilligen finanziellen und Sachspenden.
Kontakt:

Günter Cortnik:
camo@camo.co.at
+43 (0) 699 123 035 55

Markus Haider:
office@event-schifffahrt.at
+43 (0) 664 281 31 41
https://www.hgm.at/ausstellungen/stando ... illenboote

Bordnachrichten der Marinekameradschaft“Babenberg- Traisental” Herzogenburg. 1. Quartal 2011
Außerordentlich dankbar bin ich aber den Kameraden von der MK Admiral Erzherzog Franz Ferdinand, besonders dem Obmann Günter Cortnik und Kapitän Markus Haider und allen Kameraden, die für den Einsatz der OBERST BRECHT und die Präsentation der NIEDERÖSTERREICH gesorgt haben.
http://www.marineverband.at/downloads/b ... _01-11.pdf

Vereinsregisterauszug zum Stichtag 12.07.2021

[...]

Vereinsdaten

Name Marinekameradschaft "Admiral Erzherzog Franz Ferdinand", Wien
Sitz Wien (Wien)
c/o -
Zustellanschrift 2325 Himberg, Industriestraße 20-22
Land Österreich
Entstehungsdatum 12.05.2005
Organschaftliche Vertreter

Obmann

Vertretungsbefugnis 13.12.2017 - 12.12.2021 (Funktionsperiode)
Familienname Ctortnik
Vorname Günter

Obmann-Stv.

Vertretungsbefugnis 13.12.2017 - 12.12.2021 (Funktionsperiode)
Familienname Aichelburg
Vorname Wladimir
Titel (vorang.) Prof.Dr.

Schriftführer

Vertretungsbefugnis 13.12.2017 - 12.12.2021 (Funktionsperiode)
Familienname Haider
Vorname Markus
https://citizen.bmi.gv.at/at.gv.bmi.fns ... sterauszug
Landsknecht
Beiträge: 10
Registriert: Do 21. Mär 2019, 16:20

Re: Wasserfahrzeuge

Beitrag von Landsknecht »

Bei aller Kritik des Rechnungshof muss man eine Lanze für die Marinekameradschaft brechen.
Natürlich wollte das HGM eine finanziell günstige Lösung und hat daher der Marinekameradschaft die Patrouillenboote überlassenen und dass beide Boote noch immer fahrbereit sind, hat diese sicher einen großen Anteil. Die Niederösterreich ist 2018 in der Schiffswerft in Linz gewesen und der Rumpf hat da einen neuen Anstrich bekommen und ist auch optisch in keinem schlechten Zustand.
Die Oberst Brecht war dann ein Jahr später in Linz. Was immer da gemacht worden ist, ein neuer Anstrich war es nicht.
Aber vielleicht bekommt sie den jetzt in Hainburg.
Aber dass sie verkauft worden ist, kann ich mir auch nicht vorstellen.
innsbronx
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Re: Wasserfahrzeuge

Beitrag von innsbronx »

Meiner Meinung nach stehen die Sammlungsobjekte des HGM gemäß § 2 des Denkmalschutzgesetzes "kraft gesetzlicher Vermutung" unter Schutz und können bzw. dürfen nicht so einfach veräußert werden. Nach § 4 desselben Gesetzes dürfen sie auch nicht einfach verändert werden, wie das hier jedenfalls geschehen ist.

Leider ist ja beim HGM bekanntermaßen organisatorisch einiges im Argen.
theoderich
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Re: Wasserfahrzeuge

Beitrag von theoderich »

Rückblick: ICOM Österreich Seminar „Deakzession“, 8.4.2014

http://icom-oesterreich.at/news/rueckbl ... ion-842014

Es handelt sich dabei um ein sehr strittiges Thema.
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