Generalstab schlägt Alarm

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theoderich
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Re: Generalstab schlägt Alarm

Beitrag von theoderich »

Wehrbudget: Der politische Wehrwille in Euro

https://www.truppendienst.com/themen/be ... ro/#page-1
opticartini
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Re: Generalstab schlägt Alarm

Beitrag von opticartini »

theoderich hat geschrieben: So 22. Sep 2019, 17:13 Bei der Panzerabwehr auf luftgestützte Mittel zu setzen und dafür Kampfpanzer abzuschaffen - diesen Weg ist noch keine Armee gegangen. Und das hat Kostengründe, aber vor allem auch taktische Gründe. Außerdem lässt sich ein Hubschrauber mit billigen Panzerabwehrwaffen (Stichwort: RPG-7) und MANPADS außer Gefecht setzen.
Gut, in Europa ist außer Großbritannien und ein wenig Frankreich auch niemand in der Lage, militärisch irgendwo ernsthaft mitzumischen. Erstere bauen übrigens gerade neue Flugzeugträger.

Der Kampfpanzer (MBT) wird in modernen Armeen nicht (oder nur im äußersten Fall) zur Panzerabwehr verwendet. Stattdessen werden sie für andere Zwecke verwendet, etwa um eine vergleichsweise kostengünstige Möglichkeit zu haben, in feindliches Gebiet einzudringen, um dort ungeschützte feindliche Einheiten zu bekämpfen und Präsenz zu zeigen, NACHDEM die eigene Luftwaffe die feindlichen gepanzerten Einheiten außer Gefecht gesetzt hat. Und selbst da ist der Kampfpanzer noch eher eine Gefahr für die eigene Infanterie in der Nähe, da er bereits von weitem wahrgenommen werden kann, somit die Position verrät und das feindliche Interesse inkl. Feuerkraft dorthin lenken wird.

Moderne Hubschrauber-basierte Panzerabwehrlenkwaffen haben durchwegs eine Reichweite von mehreren Kilometern, das heißt der Hubschrauber kann so weit wie möglich entfernt von Gefahrenbereichen bleiben. Zudem sieht eine ordentliche Einsatztaktik vor: Hubschrauber sind entweder gedeckt und tauchen an verschiedenen Stellen aus der Deckung auf, um ihre Sensoren oder Waffen zu benutzen oder wenn sie nicht gedeckt sind, dann sollten sie ständig in Bewegung sein. Einen derartig bewegten Hubschrauber mit einer ungelenkten, raketengetriebenen Panzergranate (RPG) zu treffen, erscheint mir äußerst schwierig. Der Hubschrauber kann zudem bei Gefahr in Verzug schnell in alle Dimensonen mit hunderten Km/h abhauen, im Gegensatz zu einem behäbigen Kampfpanzer, der ans Gelände gebunden ist.

Aber Hubschrauber sind ohnehin nicht das beste Mittel zur Panzerabwehr, sondern das sind diverse Luft-Boden-Waffen von Flugzeugen, die in jeder halbwegs vernünftigen Armee als erstes zur Panzerabwehr eingesetzt werden würden. In Italien würde diese Aufgabe vermutlich derzeit noch Panavia Tornado (z. B. mittels JDAM und Brimstone) übernehmen, in Zukunft dann der Eurofighter und der nächste Schritt werden dann Kampfdrohnen sein.

Aber das ist jetzt schon zu weit vom Thema weg, der Punkt ist, dass man die Politik durchaus darauf hinweisen sollte, was die militärischen Regeln der Kunst sind und welche Konsequenzen daraus erwachsen können, wenn man sich davon zu weit entfernt. Die Behauptung, die Aufgabe von Kampfpanzern sei die Abwehr von feindlichen Kampfpanzern (also die berüchtigte Panzerschlacht), ist in dieser Hinsicht nicht hilfreich.
theoderich hat geschrieben: So 22. Sep 2019, 17:13 Die mit veralteten Panzerabwehrlenkwaffen TOW bewaffnete A-129 "Mangusta" ist dabei eine Ergänzung - ihre Hauptaufgaben sind Begleitschutz und Aufklärung, aber nicht die Panzerabwehr:
Wozu dann die Panzerabwehrlenkwaffen? Ausdrücke wie "Schutz" und "Sichern" finde ich putzig, denn was bedeutet das im Ernstfall? Erzeugt der Hubschrauber einen Schutzschild, wie das Raumschiff Enterprise?

Nein. Es bedeutet, dass der genannte Hubschrauber mit Hilfe seiner Panzerabwehrlenkwaffen die feindlichen Panzer kaputt machen wird, um deren Angriff abzuwehren ... ergo ist die Aufgabe dieses Kampfhubschraubers sehr wohl die Panzerabwehr - wenn auch nur falls beim vorangehenden Luftangriff die Kampfflugzeuge was übersehen haben sollten.

Und woher kommt die Annahme "veraltet"? TOW ist nur eine Sammelbezeichnung für eine Art von Panzerabwehrlenkwaffe, die nichts über deren Alter aussagt. Soweit ich das sehe, können die Agusta A129 die üblichen Waffen wie BGM-71, HOT und AGM-114 Hellfire verwenden.
theoderich
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Re: Generalstab schlägt Alarm

Beitrag von theoderich »

Die A129 wird spätestens in zehn Jahren außer Dienst gestellt. Und die drahtgelenkte Panzerabwehrlenkwaffe TOW ist in der Tat ein Auslaufmodell in Europa.

Ich habe bei meiner Recherche etwas übersehen: Und zwar wurden mindestens 32 Stück der italienischen A129 "Mangusta" vor fünf Jahren mit neuen Systemen auf den Stand A129D kampfwertgesteigert - der Vertrag dazu wurde 2006 abgeschlossen:
  • Rafael Advanced Defense Systems TOPLITE III
  • Rafael Advanced Defense Systems SPIKE ER
Indagine sulla
“Utilizzazione delle risorse destinate alla componente aerea delle forze armate relative alla costruzione, acquisizione, ammodernamento, rinnovamento, trasformazione dei mezzi, impianti, sistemi apparecchiature, equipaggiamenti allocate al capitolo 7120, articolo 2, del Ministero della Difesa”


siehe: "Elicottero da Combattimento A-129C: Retrofit Elicotteri e Integrazione nuova OTS e missile Spike-ER"
Contratto n. 391/2006
Integrazione a bordo degli elicotteri A-129C del nuovo Observation and Targeting System(€ 20.950.000,00)
A.A. n. 452/2007
Integrazione del nuovo sistema missilistico CC SPIKE-ER.
AA.AA. n. 597/2010
http://www.corteconti.it/export/sites/p ... azione.pdf

COSOLO Marcello: A 129 D "Mangusta", in: Rivista Militare, H 5 (Septembre/Ottobre 2014), p. 56-57

http://www.esercito.difesa.it/comunicaz ... ro%205.pdf

Testati gli elicotteri AW-129 Delta Mangusta (13. November 2014)

Bild
L’AW-129 “Delta”, evoluzione della precedente versione, fornisce infatti maggiore accuratezza nell’osservazione diurna e notturna, attraverso la dotazione optoelettronica, ed è completato da un nuovo laser per designare gli obiettivi. Caratteristica principale è l’integrazione tra il sistema OTSWS (Observation, Targeting and Spike Weapon System) con il cannone da 20 mm e il missile aria-terra Spike-ER a guida elettro - ottica, utilizzabile sia in modalità fire and forget che fire and observe.
http://www.difesa.it/OperazioniMilitari ... gusta.aspx

http://www.helipress.it/schede-1643-l_i ... ri_in_iraq
  • (3) SIGHT UNIT PER A-129 EES – 2^ FASE - SISTEMA OTSWS – ACQUISIZIONE E INSTALLAZIONE N° 32 SISTEMI + N° 16 OPZIONALI

    Impresa pluriennale avviata nel 2010 che troverà completa realizzazione, presumibilmente, nel 2017.

    Nel 2015 è stato sostenuto un onere pari a circa 28,20M€.

    (4) ELICOTTERO A-129 - SISTEMA OTSWS - ACQUISIZIONE MISSILI “SPIKE”

    Nel 2015 è stato sostenuto un onere pari a circa 10,00M€.
    https://www.camera.it/_dati/leg17/lavor ... 000003.pdf
Für das OTSWS waren, einer Aufstellung aus dem Jahr 2017 zufolge (s.o.), 131.696.000,00 € veranschlagt, zuzüglich 63.389.312,69 € für die Panzerabwehrlenkwaffen SPIKE:
Anfang 2019 wurde in diesem Programm eine zweite Phase eingeleitet, die 32 OTSWS (+ 16 Optionen) für Kampfhubschrauber A-129C und logistische Unterstützung für fünf Jahre umfasst:
Zuletzt geändert von theoderich am Mo 30. Sep 2019, 00:52, insgesamt 1-mal geändert.
theoderich
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Re: Generalstab schlägt Alarm

Beitrag von theoderich »

Starlinger: Schutz der Bevölkerung massiv gefährdet
Mit klaren Worten hat Verteidigungsminister Thomas Starlinger heute bei der Ausmusterung in Wr. Neustadt die Situation des Bundesheeres dargestellt: "Durch den Investitionsrückstau der vergangenen Jahrzehnte und die mangelnden finanziellen Ressourcen ist die Leistungsfähigkeit des Bundesheeres und damit der Schutz der österreichischen Bevölkerung massiv gefährdet worden", so Starlinger.
"Die militärische Landesverteidigung muss an die neuen Herausforderungen angepasst werden. Wenn wir diese Maßnahmen nicht setzen, dann drohen uns massive politische und militärische Risiken", so Starlinger. Als Beispiel nannte er hybride Bedrohungen, Leistungen in der Katastrophenhilfe, die Sicherung des österreichischen Luftraums und die Teilnahme an Internationen Einsätzen.
http://www.bundesheer.at/journalist/pa_ ... &timeline=
theoderich
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Re: Generalstab schlägt Alarm

Beitrag von theoderich »

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https://www.facebook.com/bundesheer/pho ... &__tn__=-R


Die Politik hat in den nächsten Jahren die "Chance", sich aller verbliebenen Kettenfahrzeuge des Bundesheeres, eines Großteils der Radfahrzeuge, der Infanteriebewaffnung, der Pionierausrüstung, der aktiven Luftraumüberwachung und unzähliger Liegenschaften zu entledigen. Und ich fürchte, diese "Chance" wird man auch nutzen ...


P.S.O.T.: Mit dem Erlass GZ S90582/4-S I/2019 vom 14. Juni 2019 (elf Tage nach Angelobung des Kabinetts Bierlein) wurde wieder an der Gliederung der Zentralstelle herumgespielt:
  • Posten des Generalsekretärs abgeschafft
  • GrpPräsRechtLeg, GrpPersEng und GrpBstgU wandern von der direkten Unterstellung unter den Bundesminister zur S I
  • GzA (DiszBW & PMVD) neu geschaffen und dem BM direkt unterstellt (DiszBW unterstand bisher GrpRev; PMVD war eine gesonderte Abteilung unter keiner Gruppe)
  • GrpRev dem BM direkt unterstellt (bisher gesonderte Abteilung unter keiner Gruppe)
  • BürDSB neu geschaffen und GrpRev unterstellt
  • ZIW dem BM direkt unterstellt (bisher gesonderte Abteilung unter keiner Gruppe)
  • Innovationsbüro neu geschaffen und der GrpGSPl unterstellt
Dr4ven
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Re: Generalstab schlägt Alarm

Beitrag von Dr4ven »

Glaubt man Gerüchten, ist die Chance recht gut, endlich einen grünen Verteidigungsminister zu bekommen, falls die Wiener Grünen das Ja geben, wovon ich mal ausgehe, Grössenwahn war immer schon deren Markenzeichen.

Der oder Die wird den Sack dann zu machen und das Elend findet sein Ende.

Ich hätte mir niemals träumen lassen, dass der Herr Präsident derjenige ist, der als Letzter im aktiven Amt offen zum Bundesheer steht.
cliffhanger
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Re: Generalstab schlägt Alarm

Beitrag von cliffhanger »

Dr4ven hat geschrieben: Mo 30. Sep 2019, 10:08 Der oder Die wird den Sack dann zu machen und das Elend findet sein Ende.
Die Nachfolger lauern schon auf die restliche Kohle....
https://www.bundesfeuerwehrverband.at/2 ... tzer-nr-1/
theoderich
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Re: Generalstab schlägt Alarm

Beitrag von theoderich »

Maschin
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Re: Generalstab schlägt Alarm

Beitrag von Maschin »

cliffhanger hat geschrieben: Mo 30. Sep 2019, 10:31
Dr4ven hat geschrieben: Mo 30. Sep 2019, 10:08 Der oder Die wird den Sack dann zu machen und das Elend findet sein Ende.
Die Nachfolger lauern schon auf die restliche Kohle....
https://www.bundesfeuerwehrverband.at/2 ... tzer-nr-1/
Da sieht man das du keine Ahnung vom Feuerwehrwesen hast. Wir haben nicht einmal annähernd die Kapazitäten für Einsätze die länger als 5 Tage andauern. Die Politik ist mehr als froh das es so idioten wie uns gibt die Tagtäglich rund um die Uhr ehrenamtlich in den Einsatz gehen und nicht bezahlt werden müssen und Urlaub nehmen für Weiterbildung oder größere Einsätze. Jetzt auf die Feuerwehr losgehen ist ein wirkliches Armutszeugnis. Aber das ist ja schon lange in diesem Forum (Airpower.at lässt grüßen) schon lange Realität.
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