Das Allschutz-Transportfahrzeug Dingo 2

der erste Dingo 2, ein Patrouillen- und Sicherungsfahrzeug des Bundesheeres bei der offiziellen Übergabe am
9. Mai 2005.
© Bundesheer

 
Für den besseren Schutz der Kräfte im Auslandseinsatz erhält das Bundesheer derzeit 35 Allschutz-Transportfahrzeuge (ATF) "Dingo 2" des deutschen Herstellers Krauss-Maffei Wegmann in drei verschiedenen Versionen.
Das gepanzerte, minensichere und luftverlastbare Fahrzeug wird mit leichter Bewaffnung als Patrouillen- und Sicherungsfahrzeug eingesetzt. Darüber hinaus befinden sich Varianten zur AC-Aufklärung und zur Evakuierung von Verletzen aus der Gefahrenzone in Beschaffung.
Das erste Fahrzeug wurde am 9. Mai 2005 übergeben. Die restlichen 19 Patrouillen- und Sicherungsfahrzeuge folgten bis Ende 2005. Schon im August 2005 verließen die ersten Dingos Österreich. Sie wurden nach Afghanistan geflogen und waren dort Teil des österreichischen ISAF Kontingents während der Wahlen 2005.
2008 folgen voraussichtlich 12 AC-Aufklärer und 3 SAN-Dingos (Notfall-
fahrzeuge).
 
Der 13,3 Mio. Euro Kaufvertrag über die 20 Patrouillen- und Sicherungsfahrzeuge wurde am 30. September 2004 in Wien unterzeichnet und umfasst die Fahrzeuge mit Waffenstation, Ausbildung und Dokumentation. Finanziert wurde der Deal aus den Mitteln jenes Sicherheitspaketes, das im Dezember 2003 für das Jahr 2004 zusätzlich zum normalen Budget des Verteidigungsministeriums geschürt wurde. Zweck dieses Paketes war der bessere Schutz der Kräfte für internationale Operationen.
 
Patrouillen- und Sicherungsfahrzeug (ATF)
20 Stück

der erste Dingo 2 des Bundesheeres bei der Präsentation des Fahrzeugs vor Journalisten.
© Bundesheer


Ein erst kurz zuvor übernommener Dingo bei der Einsatzvorbereitung für das ISAF 3 Kontingent.
© Bundesheer


ein Dingo 2 beim Hersteller.
beide Fotos: © KMW

  das Bundesheer beschaffte den Dingo 2 mit langen Radstand und dem Rüstsatz für den geschützten Transport von 2+6 Soldaten. Links sieht man den Innenraum. Am Dach befindet sich die Luke mit der Bedienungs-einheit der Überkopf-Waffenanlage.
Zwei Sitze können durch einen Staukasten in der Sicherheitszelle ersetzt werden. In dieser Konfiguration sind die Austro-Dingos derzeit auch unterwegs.
 
AC-Aufklärungsfahrzeug (ATF AC)
12 Stück

der erste Dingo 2 des Bundesheeres bei der Präsentation des Fahrzeugs vor Journalisten.
© Bundesheer/ARWT

Die AC-Variante des Dingo 2 dient zur Detektion von atomaren und chemischen Kampfstoffen. Die Besatzung besteht aus 2+2 Mann. Der Prototyp wird 2007 vorgestellt. Der Zulauf zur Truppe soll 2008 starten.
 
Notfallfahrzeug (ATF NF)
3 Stück

der erste Dingo 2 des Bundesheeres bei der Präsentation des Fahrzeugs vor Journalisten.
© Bundesheer/ARWT

Die Notfallfahrzeug-Variante des Dingo 2 dient der Bergung und Erstversorgung von Verletzten in Gefahrenzonen. Die Besatzung besteht aus 2+2 Mann + zwei liegende Patienten. Das Fahrzeug besitzt auch eine Versorgungskammer für kontaminierte Personen. Der Prototyp wird 2007 vorgestellt. Der Zulauf zur Truppe soll 2008 starten.
 
Technik
Der Dingo 2 wurde auf das bewährte 4x4 Fahrgestell eines Mercedes-Benz Unimog U 5000 aufgesetzt. Dieser stammt aus der jüngsten Unimog-Generation und wurde für den Einsatz im schweren Gelände konzipiert. Die Verwendung des Unimog-Fahrgestells ermöglicht hohe Mobilität, niedrige Anschaffungskosten und die Nutzung des weltweiten Unimog-Service-Netzes von DaimlerChrysler.
Der Dingo ist mit langen (3850 mm) oder kurzen Radstand (3250 mm) erhältlich.
 
der zivile Vetter des Dingo 2 ist der Unimog U 5000. Hier bei seiner Premiere auf der IAA 2002.
Der U 5000 ist das Mitglied der Unimog Familie für höchste Beanstpruchung im schweren Gelände.
 
Schutzwirkung. Der Dingo 2, auch als ATF3 bezeichnet, bietet in seiner Standardkonfiguration seinen maximal acht Insassen umfassenden Schutz gegen eine Reihe von Gefahren:
Das Fahrzeug ist gegen den Beschuss durch Handfeuerwaffen bis zu panzerbrechenden 7,62mm Projektilen, gegen Granatsplitter von 155mm Granaten und Anti-Personenminen geschützt. Darüber hinaus übersteht die Besatzung unbeschadet die Explosion von Panzerabwehrminen unter dem gesamten Fahrzeug - bis hinauf zu Blast-Minen mit einer Ladung von 8kg TNT-Äquivalent (STANAG 4569 Level 3b). Eine ABC-Schutzanlage schützt vor atomaren, biologischen und chemischen Bedrohungen. Damit erreicht der Dingo 2 ein Schutzniveau, dass mit jenem von modernen Radpanzern vergleichbar ist. Doch das Fahrzeug ist nicht nur wesentlich leichter, sondern auch viel günstiger in der Beschaffung und im Betrieb.
 

in seiner Gewichtsklasse ist die Schutzwirkung des Dingos unerreicht.
Durch Minen gab es am Golan bereits österreichische Verluste. Mangels besserer Ausstattung müssen viele gefährliche Patrouillen in ungeschützten Puch G oder Pinzgauern oder im nur leicht gepanzerten 'gehärteten'
Puch G
durchgeführt werden.

© KMW
 
Der Dingo ist mit einer hydrauischen Überkopf-Waffenanlage Type 1530 ausgerüstet, die den Einsatz einer Bordwaffe unter Panzer- und ABC-Schutz ermöglicht. Das für das Aufklärungsfahrzeug Fennek entwickelte System kann mit einem 7,62mm MG74, einem 12,7mm üsMG oder einer 40mm Granat-Maschinen-Waffe bewaffnet werden. Der Turm ist horizontal um 360° und vertikal von -5° bis +45° schwenkbar. Das optische Visier des Schützen (LCD-Display) verfügt über eine 4fach Vergrößerung und einen Restlichtverstärker, der den Einsatz der Waffe in der Nacht oder bei schlechtem Wetter ermöglicht. Das Bild wird auch an den Kommandanten übertragen.
 
Die Hauptbaugruppen des Dingos: Die Unimog Plattform, die Sicherheitszelle, die Motorhaube, der Staukasten und der Minendeflektor.

Durch die doppelte 3-Punkt-Lagerung von Aggregaten und Aufbauten kann sich der Rahmen verwinden, ohne dabei die Aggregate und Aufbauten zusätzlich zu beanspruchen.
© KMW
  Technische Daten Dingo 2 (PSF)
Typ Allschutz-Transportfahrzeug
Hersteller Krauss-Maffei Wegmann GmbH & Co KG, München, Deutschland
zul. Gesamtgewicht 11,9 t
Nutzlast 2,6 t
Abmessungen Länge: 6,1m / Breite: 2,3m / Höhe: 2,5m /
Bodenfreiheit: 480 mm
Motor Mercedes-Benz OM 924 LA Euro 3-Turbo-diesel; 4,8 Liter Hubraum, 160 kW (218 PS) bei 2 200/min; max. Drehmoment: 810 Nm von 1.200 bis 1.600/min.
Getriebe Mercedes-Benz; elektronisch-pneumatischen Schaltung EPS; pneumatisch zuschaltbarem Allradantrieb; integriertes Verteilergetriebe.
8 Vorwärts- u. 6 Rückwärtsgänge
Bremsanlage pneumatisch-hydraulische Zweikreis-Scheibenbremsen; abschaltbares 4-Kanal-ABS
Bereifung 365/80R20 mit Notlauffelge, die Flucht mit 50km/h ermöglicht
Höchstgeschwindigkeit 90 km/h
Beschleunigung 0-50km/h in18 sec
Reichweite 1.000 km mit 64 km/h
Wendekreis 16.5 m
Geländegängigkeit Steigfähigkeit: 70%; Querneigung: 30%;
Kletterfähigkeit: 0,5m; Wattiefe: 1,2m
Luftverlastbarkeit intern: C-130 Hercules (2), C-160 Transall (1)
als Außenlast: CH-53 oder CH-47
Ausstattung zentrale Reifendruckregelanlage, Notlaufringe, ABS, Klimanlage, Standheizung, Rückblickkamera, GPS-Navigationssystem, Funk- und Außensprechanlage, ABC-Schutzanlage, Anstrich zur Reduktion der Infrarotstrahlung.
Besatzung 2+ max. 6 (in gewählter Konfiguration)
Produktionsstandorte Krauss-Maffei Weggman, München
(Cadillac Gage, Tochter von Textron Marine & Land Systems, New Orleans, USA)
Betreiber Deutschland, Österreich (Belgien).
 

Kaum in Österreich angekommen und schon werden die ersten Dingos an Bord einer Boeing C-17 nach Aghanistan ausgeflogen.
© Bundesheer

 
Entwicklungsgeschichte
Der Dingo wurde Mitte der 90er Jahre von Krauss-Maffei Wegmann, bekannt durch die Entwicklung des Leopard 2 Kampfpanzers, als Antwort auf die neuen internationalen Aufgaben der deutschen Bundeswehr entwickelt.
Der Prototyp ATF1 wurde auf das Unimog U 100 L Fahrgestell aufgesetzt, das sich allerdings als zu schwach herausstellte. Das daraufhin entwickelte ATF2 basierte auf dem Unimog U 1150 L Fahrgestell.
Im Jahr 2000 wurden die ersten zwei Dingos des ersten Bauloses aufgrund des "einsatzbedingten Sofortbedarfs" direkt an das deutsche KFOR-Kontingent zu Truppenversuchen ausgeliefert. Der Einsatz im Kosovo führte zu zahlreichen Änderungen am Fahrzeug, da die Unimog-Plattform am Beginn nur schlecht mit dem höheren Gewicht des Dingos zurecht kam und das Fahrzeug zu kippen neigte. Insgesamt wurden bis Februar 2002 147 Dingo 1 bestellt.
2003 wurde der ATF3 Dingo 2 auf der neuen, stärkeren und besonders geländegängigen Unimog U 5000 Plattform fertig gestellt. Das Fahrgestell brachte nicht nur höhere Mobilität, sondern erlaubte auch eine höhere Achslast und damit eine größere Schutzzelle.
Im April 2003 wurde für den Bau und die Vermarktung des Dingos eine Kooperation mit Textron Marine & Land Systems vereinbart. Eine ganze Fahrzeugfamilie auf Dingo-Basis entstand: Späh- und Kommando-wagen, Sanitätsfahrzeug, Waffenträger, mobile Radarstation und eine Version für Logistikaufgaben.
 

ein deutscher Dingo 1 in Afghanistan.
Beachte den geteilten Külergrill, an dem man den Dingo 1 am leichtesten vom Dingo 2 unterscheiden kann.
© Bundeswehr

 
Einsatzerfahrungen
Die Deutsche Bundeswehr setzte den Dingo 1 (ATF2) bereits lange vor dem Bundesheer erfolgreich auf dem Balkan und in Afghanistan ein. Dort schließt er die Lücke zwischen dem Wolf (vgl. Puch G) und dem TPz Fuchs. Das Fahrzeug hat sich gut bewährt und wird von den Besatzungen sehr geschätzt - nicht zuletzt auch aufgrund des gebotenen Komforts. Der wuchtige Dingo bietet ein hohes Maß an Schutz und erhöht das Durchsetzungsvermögen ganz wesentlich. Die Abschreckungswirkung ist besonders hoch. Probleme gibt vereinzelt durch die Größe und das Gewicht des Fahrzeugs - etwa in den engen Gassen, mit kleinen Brücken oder durch abenteuerlich verlegte, niedrige Stromleitungen. Natürlich treten diese Probleme verstärkt auch beim Fuchs auf.
Der Dingo kommt mit schlechten Straßenverhältnissen gut zurecht. Verkehrsunfälle sind keine Bedrohung mehr. Zwei mal kippte ein Fahrzeug bei Ausweichversuchen vom unbefestigten Straßenrand, was u.a. zu einer Überarbeitung der Fahrwerksabstimmung beim Dingo 1 führte. Trotz mehrfachen Überschlagens erlitten die Insassen übrigens nur geringe Verletzungen.
Das Feedback der deutschen Peacekeeper ist in Summe äußerst positiv und führte zu weiteren Bestellungen. Natürlich flossen die Einsatzerfahrungen auch in den Entwurf des Dingo 2 ein.
Die österreichischen Einsatzerfahrungen aus Afghanistan bestätigen die Erfahrungen der Bundeswehr. Der Dingo ist für klassische Peacekeeping Einsätze besser geeignet als der Pandur Radpanzer.
 

Am 3. Juni 2005 fuhr ein deutscher Dingo 1 nahe Kabul rechts vorne auf eine russische Panzermine. Es war die erste Bewährungsprobe des Fahrzeugkonzepts.
Die Schutzzelle hielt der Explosion stand. Es gab jedoch durch die Schockwirkung zwei Verletzte - das Fahrzeug wurde 2m zur Seite gescheudert. Der Krater der Explosion hatte einen Durchmesser von 2m und eine Tiefe von 0,5m.
© Bundeswehr

27. Juni 2006 - Selbstmord-
anschlag mit einer Autobombe auf einen Bundeswehr-Konvoi bei Kunduz, Afghanistan. Die Soldaten im Dingo 1 blieben unverletzt, jedoch wurden zwei Zivilisten getötet und acht weitere verwundet - darunter auch vier Kinder. Die heftige Explosion ereignete sich in etwa 25m Entfernung vom Fahrzeug. © Bundeswehr

 
  Walk-Around um die Austro-Dingos
Die hier abgebildeten Dingos sind frisch vom Hersteller übernommen und haben noch keine Kennzeichen oder taktische Markierungen.
Seitenansicht.
am Heck ist die Herkunft bereits zu erkennen.
geöffnete Türen und Motorhaube.
das geräumige und übersichtliche Cockpit.
Blick in die Fahrgastzelle. Derzeit ausgelegt auf 4 Passagiere. Beachte die konfortable Inneneinrichtung und die Bedienelemente der Überkopf-Waffenstation an der Decke.
Am linken Bildrand erkennt man einen Staukasten, der an Stelle von 2 Sitzplätzen installiert wurde.
leere Überkopf-Waffenstation für das
7,62mm MG-74.
Waffenanlage. Bedienungselemente im Innenraum für den Bordschützen. An diesen Geräten können weitere Monitore angeschlossen werden, um das Bild der Waffenstation z.B. an den Kommandanten zu übertragen.
Motorraum von links.
Motorraum von rechts.
 
Bei der heimischen Steyr-Spezialfahrzeugtechnik kann man über diese Neuanschaffung des Bundesheeres nicht glücklich sein.
Hält der Dingo 2 was er verspricht, dann füllt er zum Teil jene Ausrüstungslücke, die der Pandur II Radpanzer hätte schließen sollen.
Auch international gibt es durch günstige Allschutz-Transportfahrzeuge zusätzliche Konkurrenz. Belgien z.B., ebenfalls ein Pandur-Betreiber, hat sich entschlossen, 220 Allschutz-Transportfahrzeuge einzuführen. Ein erhoffter Folgeauftrag für den Pandur II ist dadurch in nächster Zeit unwahrscheinlich geworden.

Links:
Hersteller: Krauss-Maffei Wegmann
 
der Dingo 2 hat eine maximale Wattiefe von 1,2m © KMW
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