AMOS steht für Advanced Mortar System - und fortschrittlich ist
das Waffensystem in vielerlei Hinsicht.
AMOS wurde vor allem für die finnischen und schwedischen Streitkräfte
entwickelt und ist ein Ergebnis der Zusammenarbeit von Patria Vammas Oy (Finnland)
und Alvis Hägglunds AB (Schweden). Patria ist für das eigentliche
Waffensystem und Alvis Hägglunds für die Gefechtstürme verantwortlich.
Um das System zu vermarkten gründeten die beiden Unternehmen das Joint
Venture Patria Hägglunds Oy mit Sitz in Tampere, Finnland.
AMOS besteht aus zwei nebeneinander angebrachten automatischen 120mm Granatwerfern
mit Rückstoßdämpfung. Damit erreicht das System eine sehr hohe
Schussfolge, die sonst nur von ganzen Mörser-Batterien erreicht werden
kann.
Es können konventionelle oder intelligente 120mm Glattrohr-Granaten verschossen
werden - insbesondere die Strix-Granate (siehe unten).
Das moderne elektronische Feuerleitsystem ermöglicht einen völlig
autonomen Einsatz der Waffe und eröffnet eine Reihe von Einsatz-varianten.
AMOS auf dem schwedischen Schützenpanzer CV-90 von Alvis Hägglunds.
© Alvis Hägglunds AB AMOS - Advanced Mortar System.
Im Unterschied zu (fast allen) konventionellen Mörsersystemen auf Kampffahrzeugen
ist AMOS in einem geschlossenen, voll schwenkbaren Gefechtsturm integriert.
Diese Aufstellung bringt eine Reihe von Vorteilen mit sich:
Direktfeuerkapazität: Die meisten Panzermörser sind lediglich auf
Steilfeuer ausgelegt. Auf Kampfentfernungen bis etwa 800m können mit AMOS
jedoch Ziele direkt anvisiert und beschossen werden. Den Weg zu Zielen über
800m kann die Granate auf hohen oder niedrigen Flugbahnen zurücklegen.
Je niedriger die Flugbahn, desto früher schlägt die Granate im Ziel
ein.
automatische Ladevorrichtung: das Nachladen der 30 im Turm untergebrachten Granaten
erfolgt automatisch. Weitere Granaten werden im Trägerfahrzeug untergebracht.
Panzerung: Die gesamte Bedienung des Waffensystems kann unter Panzerschutz erfolgen.
Der Turm ist standardmäßig gegen Handfeuerwaffen und Splitterwirkung
geschützt. Das entspricht in etwa dem Schutz des Trägerfahrzeugs.
Auf Wunsch kann der Turm mit einer Zusatzpanzerung versehen werden.
ABC-Schutz: der Gefechtsturm ist sicher vor Strahlung, sowie biologischen und
chemischen Kampfstoffen (natürlich nur im Verbund mit der ABC-Abwehranlage
des Kampffahrzeugs).
Der ABC-Schutz verhindert außerdem die Beeinträchtigung der Besatzung
durch den Mündungsqualm.
AMOS auf dem CV-90 ist Teil des SSG120-Projektes der schwedischen Streitkräfte
(Splitterskyddad 120 mm Granatkastare).
© Alvis Hägglunds AB AMOS auf CV-90
Die computerunterstützte Feuerleitung richtet die Rohre automatisch auf
das Ziel. Sie bedient sich unter anderem einer Laserziel-erfassung, einem GPS
Navigationssystem und einer digitalen Landkarte.
Die hydro-pneumatische Rückstoßdämpfung verringert die Belastung,
die auf das Trägerfahrzeug wirkt. Aufgrund seiner kompakten Ausmaße
und seines moderaten Gewichts kann AMOS auf nahezu jedem Rad- oder Kettenfahrzeug
integriert werden, dass einen 2,3 m Drehring aufnehmen kann.
Für Tests der finnischen Streitkräfte wurde AMOS auf dem Patria -
mittlerweile Pasi - XA-203 Radpanzer montiert. Patria XA-203
Technische Daten AMOS
Turmgewicht: 4.400 kg
Lauflänge: 2 x 3 m
Schwenkbereich: horizontal: 360° / vertikal: -5° bis +85°
Antrieb: elektrisch oder manuell
Reichweite: über 10 km
Feuergeschwindigkeit: 26 Granaten / Minute
Feuerstoß: die ersten 4 Granaten in weniger als
8 Sekunden
Ladevorrichtung: automatische Ladevorrichtung für 30 Granaten im Turm.
Rückstoßdämpfung: hydro-pneumatisch
Munitionsvorrat: 30 Granaten im Turm, weitere Granaten im Fahrzeug (z.B. CV-90:
+90 Granaten)
Feuerbereitschaft: unter 30 Sekunden
Verlegung: unter 10 Sekunden Vorbereitung
Sekundärbewaffnung: 7,62mm MG, Nebelwerfer
Besatzung: 2 + 1 Mann
Die schnelle Schuss-folge, die moderne Feuerleitanlage und der vertikale Schwenk-bereich
machen es möglich, dass völlig gleichzeitig bis zu 14 Granaten beim
Ziel einschlagen!
(MRSI - multiple rounds simultaneous impact)
Das wird durch unter-schiedliche Flugbahnen der Projektile erreicht.
AMOS kann in jede Plattform integriert werden, die einen Turmringdurchmesser
von
2,3 m aufnehmen können.
Links abgebildet: vlnr.
Typ
Gefechts-
gewicht
BMP-3
18,7t
CV-90
34,0t
XA-203
22,5t
LAV 8x8 bzw. Piranha III
16,5t
M-113 (gestreckt)
17,5t
MRAV/Boxer
31,0t
Pandur II 8x8 mit AMOS. Auch der Ulan würde sich als Plattform anbieten.
Am 14. März 2003 bestellte die finnische Armee 24 AMOS-Mörser, integriert
im Patria AMV 8x8 Radpanzer. Der Vertragswert beträgt 100 Mio. Euro, geliefert
wird 2006-2009.
Im Jänner 2003 erwarb die AAI Corporation aus Maryland (USA) eine Lizenz
zur Produktion von AMOS. Dort hofft man das "Future Combat System"
(FCS) der US Army mit dem Waffensystem ausstatten zu können.
AMOS ist ein kompaktes, mobiles und flexibles Waffensystem mit enormer Schlagkraft.
Damit ist es vor allem für kleine Streitkräfte und für schnell
verlegbare Einheiten geeignet. Im Gegensatz zu Kampfpanzern oder Panzerhaubitzen
ist AMOS auf entsprechenden Plattformen bereits in der
C-130 Hercules luftbeweglich.
die AMOS-Marineversion
Marine-AMOS auf einem
Combat Boat 90 - der Monitor wurde neu erfunden.
© Schwedische Marine
Bereits 1999 wurden mit dem AMOS Naval Application Demonstrator erste Versuche
unternommen, die Kampfboote der schwedischen Streitkräfte mit dem AMOS-System
auszurüsten. Für die kleinen Boote wurde das Waffensystem auf Kosten
der Schutzwirkung in einen nur 2.500 kg schweren, gyro-stabilisierten Aluminiumturm
eingebaut.
Das Combat Boat 90 von Dockstavarvet AB ist das Arbeitspferd der schwedischen
Marineinfanterie und wird für Kampf-, Logistik und Kommandoaufgaben verwendet.
Das nur 15m lange und 16t schwere Aluminium-Boot ist extrem robust und wendig,
kann hohe Nutzlasten tragen und erreicht über 50 Knoten. Das CB-90 kann
auch bei hohen Seegang eingesetzt werden.
Mit dem Marine-AMOS ausgerüstet kann ein CB-90 Flächen- und Punktziele
zu Wasser oder an Land bekämpfen - z.B. amphibische Landungen unterstützen
oder verhindern.
Mit intelligenter Munition kann ein schnell fahrendes Boot bewegliche Ziele
an Land und zu Wasser bekämpfen.
Combat Boat 90
Ideal für Skandinaviens zerklüftete Küstenlinien - extrem schlagkräftig
und beweglich.
© Schwedische Marine Kaum ein anderes Waffensystem kann so kleine Wasserfahrzeuge
mit einer derartig großen Feuerkraft ausstatten.
Feldversuche im Sommer 2003 verliefen so erfolgreich, dass Patria Hägglunds
Oy mit einer Bestellung des Marine-AMOS rechnen darf.
das 120mm Armored Mortar System AMS
der AMS Turm auf dem
Light Amoured Vehicle.
Das AMS ist eine recht ähnliche britisch-amerikanische Entwicklung.
Das System ist wesentlich leichter als AMOS, erreicht aber bei weitem nicht
dessen Feuerkraft.
Der einzelne 120mm Mörser stammt von BAE Systems Royal Ordnance (Großbritannien),
der Turm von Delco Systems (USA).
Der Werfer kann alle konventionellen und intelligenten 120mm (Glattrohr-)Granaten
abfeuern. Die Munitionszufuhr erfolgt halbautomatisch.
Die Feuerleitanlage stammt von GDLS - CTC Defense Systems Operations. Der Werfer
wird automatisch gerichtet.
General Motors bietet das AMS als Komplett-lösung auf der Plattform der
erfolgreichen LAV 8x8 Familie an. Das Light Armoured Vehicle ist ein Lizenzbau
des Piranha von Mowag aus der Schweiz.
Das gesamte System wiegt 14t und erreicht 100 km/h.
Armored Mortar System
Technische Daten AMS
Turmgewicht: 2.600 kg
Turmlänge: 2,2m (4,66m mit Lauf)
Schwenkbereich: horizontal: 360° / vertikal: -5 bis +80°
Reichweite: über 9,2 km mit Standardmunition
Feuergeschwindigkeit: 8 Granaten pro Minute
Feuerstoß: 3 Granaten in 15 Sekunden
Sekundärbewaffnung: 7,62mm MG, Nebelwerfer
der kompakte Turm. Aufgrund seines geringen Gewichts, der kompakten Abmaße
und des geringen Rückstoßes ist das AMS auch für kleinere Fahrzeuge
geeignet.
© Delco Systems
Saudi Arabien hat bereits 73 Fahrzeuge bestellt, Australien plant die Beschaffung
von 120 Fahrzeugen.
Saab Bofors Dynamics Strix
Die Strix ist eine intelligente 120mm Granate zur Bekämpfung von Panzerfahrzeugen.
Sie kann von jedem 120mm Glattrohr-Granatwerfer aus abgefeuert werden.
Querschnitt durch eine Strix-Granate. © Saab Bofors
Die "Fire and Forget" Granate wird einfach in Richtung Ziel abgeschossen.
Im Sinkflug sucht der Infrarot-Sensor in der Nase das Ziel - er kann dabei intakte
Fahrzeuge von bereits getroffenen oder auch von IR-Störkörpern unterscheiden.
Im Zielanflug wird die Flubahn der Granate von kleinen Raketenmotoren korrigiert
und schlägt dann direkt im Fahrzeug- bzw. Turmdach ein, wo Panzer am schlechtesten
gepanzert sind (top-attack). Auch reaktive Panzerungen können durchschlagen
werden.
Die letzte Strix-Generation hat bereits eine Reichweite von über 7.000m.
Die Granate wird vor allem für Schweden und die Schweiz produziert.
Für den Einsatz der Strix-Granate ist nur wenige zusätzliche Trainingseinheiten
erforderlich. Sie stellt keine besonderen Ansprüche an Logistik oder Wartung.
© Saab Bofors
weitere Granaten-Entwicklungen
eine Auswahl an 120mm Glattrohr-Granaten. In der Mitte die Strix.
Der 120mm Glattrohr-Granatwerfer sind weit verbreitet. Das hat natürlich
auch zur Entwicklung vieler Granatentypen geführt.
Derzeit spielen vorallem diese drei Entwicklungsschienen eine besondere Rolle:
intelligente Granaten zur Fahrzeug- und Panzerbekämpfung. Im Vergleich
zu Raketen ergeben sich Reichweiten- und Kostenvorteile. In jüngster Zeit
wird auch an Glasfaser-gelenkten Projektilen gearbeitet, weil damit das teure
'Gehirn' beim Werfer verbleiben kann.
raketenunterstütze Granaten zur Steigerung der Reichweite.
Cargo-Granaten, die Submunition gegen Infanterie und/oder Panzerfahrzeuge tragen
können.
M-971
ein Beispiel: Israel Military Industries M971 Granate: 24 Stück M87 Granaten
Submunition. Jede M87 hat die panzerbrechende Wirkung einer 105mm Granate und
verteilt 1200 Fragmente auf etwa 100x100m.
Reichweite: 5.750-6.700 m.
Die amerikanische XM-984 Granate kann Submunition, Rauchentwickler und Aufklärungssensoren
tragen. Der Raketenmotor in der Nase verleiht dem Projektil eine Reichweite
von über 12.000 m.