Die Geschichte der k.u.k. Kriegsmarine
Auf dieser Seite möchte ich einen Überblick über die Entstehung und die Geschichte der k.u.k. Kriegsmarine geben. Von den Anfängen bis zum Beginn des
20. Jahrhunderts.
 
  Österreich am Meer.
Seit 1382 hat Österreich Zugang zum Mittelmeer: Die Kommune der Stadt Triest stellt sich zum Schutz gegen die mächtigen Städte Venedig und Aquileia unter den Schutz des Habsburger Herzogs Leopold III, des Regenten in der Steiermark und Bruder Rudolf des Stifters.
 
  Kroatien / Dalmatien wird 1528 österreichisch.
Die kroatisch-dalmatische Küste war Teil Ungarns, als mit dem Tod des ungarischen Königs Ludwig in der Schlacht bei Mohacs (Türken 1526) Ungarn und Böhmen - und damit auch die Küstengebiete durch Erbverträge an Österreich fielen. Zum ersten mal wurden Kriegsschiffe in Triest ausgerüstet. Sie trugen die Flagge des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation - das ist die gleiche Flagge, die auch Magelhans Schiffe bei der Weltumsegelung 1519 führten.
 


Zweimastige Donau-
Galeere 1664
Der "Erzfeind Türkei".
In den kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Türken in den nächsten 300 Jahren erhält eine österreichische Flotte große Bedeutung: Allerdings handelt es sich dabei um die Donauflottilie - denn eine österreichische Mittelmeerflotte gab es zu dieser Zeit noch nicht.
Durch den erfolgreichen Kampf der Habsburger gegen die Türken wurde Österreich eine kontinentale Großmacht. Herzog Friedrich V baute die Hausmacht Österreichs aus und sorgte als Kaiser Friedrich III für eine weitere Ausweitung.
 

Don Juan d'Austria
Die Seeschlacht von Lepanto.
Zurück ins Jahr 1571: Schiffe der "Heiligen Liga" - besetzt mit "Päpstlichen", Spaniern, Venezianern und Genuesen"- besiegten am 7. Oktober die türkische Flotte: Die Türken verloren 130 Kriegsschiffe - 12.000 christliche Galeerensklaven wurden befreit. Kommandant war der Habsburger Don Juan d'Austria, ein Sohn Kaiser Karl V. Er gilt als erster österreichischer Seeheld, obwohl er wohl nie in den österreichischen Stammlanden war und unter der Flagge der Liga kämpfte.
Der Jahrhunderte dauernde Kampf gegen die Türken, die immer wieder an unserer Grenzen drücken, verursacht wechselnde Besitzungen Österreichs am Gestade des Mittelmeers.
 


Die Seeschlacht bei Lepanto:
Die letzte, in der Galeeren gegen Galeeren kämpften.

  Seehelden oder Seeräuber?
Die Uskoken - ungarische Christen, die vor den Türken an die kroatische Küste flüchteten - waren Träger eines Kleinkriegs gegen die Türken. Dabei wurde so nebenbei auch das eine oder andere Handelsschiff Venedigs "belästigt".

Daraus entstand ein Krieg zwischen Graz und Venedig. In Folge gingen zwei große Galeeren in Triest in Bau: Die ersten innerösterreichischen Kriegsschiffe an der Adria wurden allerdings im Rahmen eines Friedensschlusses mit Venedig verbrannt, bevor sie zum Einsatz kamen.
 


Donau-Fregatte "Theresia" (1768), Brigg-Takelung, 14 Paar Seitenruder, 2 Decks,
38 Kanonen
Österreichischer Erbfolgekrieg.
1702 beschossen französische Schiffe Triest und Fiume. Der Friede von Rastatt brachte Neapel und Sardinien an Österreich. Österreich wurde damit Seemacht.
Der letzte "große" Türkenkrieg dauerte von 1716 bis 1718. Prinz Eugen zog mit einer Landarmee donauabwärts. Die Eroberung von Belgrad sah wieder Flusskriegsschiffe im Einsatz.
 

(Marine-)Flagge 1730
 





(Marine-)Flagge 1743
Die "Erste Triester Marine".
Kaiser Karl VI förderte - auf Anraten des rührigen Prinzen Eugen - den Seehandel. Er baute die Städte Triest und Fiume (Rieka) zu Hafenstädten aus. Um den Handel zu schützen, sollte in Triest eine Kriegsmarine aufgebaut werden.
Drei aus Neapel stammende Linienschiffe bildeten den Kern einer neuen österreichischen Flotte. Diese und weitere Neubauten sollten den Handel schützen.

1725 wurde der Engländer Deigham zum Vizeadmiral und ersten österreichischen Marinekommandanten ernannt.
Im Arsenal von Triest wurden Linienschiffe (mehrere Kanonendecks) und Fregatten (ein Kanonendeck) erbaut.

1776 liefen die erste Schiffe der Triester-Ostinidischen Handelskompanie - eine Gründung Maria Theresias - aus Triest aus. Kolonien und Handelsplätze wurden gegründet und wieder verloren.
 
  1744 traf der genuesische Conte Luca Pallavicini mit einigen neapolitanischen Schiffen in Triest ein. Er wurde Oberbefehlshaber der Kriegsmarine und erhielt 1753 den Titel "General der Galeeren und übrigen marina".
Die junge Marine musste kurz später einen Großteil der Ausrüstung an die Donauflottilie wegen der wieder aufflackernden Türkenkriege abgeben und überlebte diesen Aderlass nicht.
 
  Der dritte Versuch: 1786.
Joseph II (der Sohn Maria Theresias) gründete nun zum dritten Mal eine österreichische Kriegsmarine.
Mit zwei in Ostende gekauften Kuttern wurde am 4. Oktober 1786 - Datum der Ankunft der Schiffe in Triest - die Österreichische Marine endgültig gegründet, die nunmehr bis zum Jahr 1918 bestehen wird.
 
  Mit dem "Flaggenbefehl" Josephs II von 1786 folgte die Einführung der rot-weiß-roten Flagge mit dem eingefügten Bindenschild - erhöht von einer erzherzöglichen Krone.
Der von Joseph II genehmigte (signierte) Fahnenentwurf
Der Ostende gekaufte Kutter "LeJuste" mit der neuen Flagge.

   
















Ein österreichisches Kriegsschiff im österreichischen Venedig.

Die napoleonischen Kriege.
Die Napoleonischen Kriege gefährdeten die junge Seemacht Österreichs. Im Mittelmeer dominierte die traditionelle Seemacht England, die die aufstrebende Seemacht Frankreich bekämpfte.

1797 kam das Ende der tausendjährigen Selbständigkeit Venedigs. Die Franzosen missachteten die Neutralität des Hafens von Venedig und besetzten in der Folge die Stadt und übernahmen einen Grossteil der dort vorhandenen Schiffe.

1798 wurden nach der Kapitulation von Ancona 5 Linienschiffe und einige kleinere Schiffe von Österreich übernommen. Österreichische Schiffe schlossen daraufhin Genua bis zu deren Kapitulation im Juni 1800 ein.
Mit den eroberten und zum Teil noch nicht fertigen französischen Linienschiffen sollte schnellstens eine neue schlagkräftige Marine aufgebaut werden: Die sogenannte "Zweite Triester Marine". Kommandant Graf L´Espine - erste größere Einheit Korvette "Aquila" (1801/02). Marinesprache italienisch.
Der Dritte Koalitionskrieg endet mit dem Verlust der Küste (1805) - der Friede von Schönbrunn (1809) verdrängt Österreich vom Meer.
Danach folgen die Befreiungskriege 1813/14, die Österreich wieder an die Küste vorstoßen lassen.
Der folgende Friedensschluss bescherte Österreich Venedig, Istrien und Dalmatien.
 
  Die Kriegsschiffe des Königreichs Italien (unter franz. Herrschaft) gingen nun an Österreich: 5 Linienschiffe sowie 7 weitere im Bau, 2 Fregatten sowie 5 weitere im Bau, eine Korvette und mehrere kleinere Kriegsschiffe. Damit begann ein Aufschwung für die Seemacht Österreich.
 
  Die ersten großen Auslandsreisen.
Die Tochter Kaiser Franz´I wird 1817 von den zwei Fregatten "Austria" und "Principesse Augusta" ihrem durch "Ferntrauung" vermählten Gatten Don Pedro von Brasilien überbracht.

Gleichzeitig begann auch das Zeitalter der Forschungsreisen österreichischer Kriegsschiffe in die ganze Welt. Besetzt mit Seesoldaten, Wissenschaftlern und Abenteurern. Diese Reisen bildeten mit der Zeit die Basis der heute noch vorhandenen Sammlungen im Naturhistorischen, Kunsthistorischen, Heeresgeschichtlichen und Volkskunde-Museum. Sie waren außerdem Ausbildungsprogramm zukünftiger Seeoffiziere.
 
  Gegen Seeräuber und Korsaren.
1829 kam es zu einer Strafexpedition nach MAROKKO (El Araisch) um seeräuberische Tätigkeiten einheimischer Korsaren zu unterbinden.
 
 
1840: Die Schlacht von Saida.
Ein britisch-türkisch-österreichisches Koalitions-Geschwader kam der Türkei im Libanon gegen den Aggressor Ägypten zu Hilfe und sicherte damit den europäischen Einfluss in der Levante.

Erzherzog Friedrich, Kommandant der Flottille, führte eine Landungseinheit nach Saida (damalige libanesische Hauptstadt) und erstürmte die Festung Akkon. Er erwarb sich damit die höchste militärische Auszeichnung, das Ritterkreuz des Maria-Theresien-Ordens und die höchste Achtung seiner Alliierten.
 
In der Folge gab es mehrere Schiffe mit dem Namen "Saida" in der k.u.k. Marine (Golette 1855 , Korvette 1878, Rapidkreuzer 1898 - siehe Modell-Abbildung)
 
  Das Revolutionsjahr 1848.
Die Marine war bis dahin venezianisch: Die Sprache an Bord war italienisch - Offiziere und Besatzung venezianisch. Das führte im Revolutionsjahr 1948 beinahe zur Auflösung der Flotte. In Venedig wurde eine Republik ausgerufen. Italienischstämmige Offiziere und Matrosen wechselten die Seiten. Nur 7o Offiziere und 700 Matrosen - blieb der Fahne Österreichs treu.
Der Kommandant von Triest, Franz Graf Gyulai, übernahm den Oberbefehl über die restlichen Einheiten und füllte die fehlenden Besatzungen mit anderen Soldaten auf. Bereits im Frühjahr 1948 bildete die neue "Triestiner Flotte" eine Blockade vor Venedig. Erstmals in der Kriegsgeschichte wurden Bomben aus Ballonen geworfen.

Der greise Feldmarschall Radetzky beendete in der Schlacht von Custozza einen Aufstand in Lombardo-Venetien.
(...und wird u.a. durch die Benennung von 2 späteren Schiffen der k.u.k. Kriegsmarine belohnt).
 
 

Die österreichische Flotte blockiert 1848/49 das abtrünnige Venedig
 
 

Fregatte "Schwarzenberg", 1855 in Neapel.
Die Folgen.
Franz Josef wurde 1848 achtzehnjährig Nachfolger Ferdinands und Kaiser von Österreich.
Die "Neue Marine" wurde - wie erwähnt - in Triest aufgebaut. Deutsch wurde Dienstsprache, der Anteil italienischer Besatzungen und Offiziere ging zurück - sie kamen nun aus allen Kronländern.

Ab 1850 wurde Pola an der Küste Istriens zum Hauptkriegshafen ausgebaut. 1954 wurde Erzh. Ferdinand Max, - der spätere Kaiser von Mexiko und Bruder Kaiser Franz Josephs - Marinekommandant. Während seiner Kommandantur wurde die Flotte modernisiert. Sieben Schlachtschiffe, acht Kreuzer, Raddampfer und kleinere Einheiten wurden in den Seearsenalen von Pola, Triest und Venedig gebaut.
 
SMS Novara
SMS Novara,
1895

Die Fregatte "Novara" - das Schicksalsschiff Österreichs:
Sie wurde 1843 in Venedig als "Minerva" gebaut, während der Revolution Venedigs in "Italia" umgetauft. 1857/59 - nun als SMS "Novara" - befand sie sich auf Weltumseglung, 1862 wurde sie zur Schraubenfregatte umgebaut. 1864 brachte sie Erzh. Maximilian nach Mexiko, wo er Kaiser von Mexiko wurde. 1868 holte sie seine Leiche zurück. 1866 war sie bei Lissa dabei, 1890 war sie noch immer als Artillerieschulschiff im Dienst (siehe links unten).
 
Der Fortschritt.
Ressel erfand die Schiffsschraube. Sie wurde ab 1854 eingesetzt. Schiffe bekamen Dampfmaschinen für Rad- und Schraubenantrieb - die Takelage blieb weiterhin.
 
Österreichische Schiffe in der Nordsee.
1864 beendeten österreichische Schiffe unter dem Kommando von Vizeadmiral Tegetthoff - gemeinsam mit preußischen Schiffen - die Blockade der norddeutschen Seehäfen durch Dänemark.
 
 
  Schicksalsjahr 1866.
Zwei Jahre später - 1866 - treiben uns die Preußen in einen Krieg um die Vorherrschaft im deutschen Raum und gewinnen die Schlacht von Königgrätz.
Das junge Königreich Italien verbündet sich mit Preußen, um in den Besitz der Küstenländer und Südtirols zu kommen.
 


Das österreichische "Flaggenschiff"
SMS "Erzh. Ferdinand Max"
"Muss Sieg von Lissa werden"
Tegetthoff besiegte die überlegene italienische Flotte bei Lissa. Erzherzog Albrecht besiegte bei Custozza an Land die doppelt so starke italienische Landarmee. Diese beiden Siege verhinderten, dass Österreich das Küstenland (Triest, Istrien), Dalmatien und Südtirol verlor.



"Muss Sieg von Lissa werden" - der berühmte letzte Befehl Tegetthoffs vor der Schlacht.




Der Dampfer "Austria" im Suezkanal.
 
Die k.u.k. Kriegsmarine.

Im Jahr 1867 kam es zu Ausgleich mit Ungarn und zur Doppel-Monarchie: Die bisherige "k.k. Kriegsmarine" wird zur "k.u.k. Kriegsmarine".

Die Kriegsmarine war in den folgenden Jahren bei allen maritimen Ereignissen in aller Welt - so auch in Ostasien - immer wieder präsent.
1868 ging die Fregatte SMS "Donau" nach Ostasien - begleitet vom späteren Stationsschiff, der Korvette SMS "Erzherzog Friedrich".
Bei der Eröffnung des Suezkanals 1869 war der eher "wasserscheue" Kaiser Franz Josef dabei und verband die Feierlichkeiten mit einer Reise ins Heilige Land. Kommandant: Tegetthoff.

1890 bis 1892 war die Korvette SMS "Saida" auf Weltumsegelung.
 
1872 bis 1874 ging die Peyer-Weyprecht-Expedition mit dem Expeditionsschiff "Tegetthoff" in arktische Regionen und entdeckte das Franz-Josephs-Land (siehe meine Linksammlung). Die "Tegetthoff" wurde schließlich, im Eis festgefroren, verlassen. Die Teilnehmer schlugen sich zu Fuß durch.
1884 bis 1886 waren österreichische Schiffe in der ganzen Welt unterwegs: "Helgoland" in Westafrika, "Frundsberg" in Ostafrika und am Roten Meer, "Aurora" in Brasilien, "Saida" fuhr von Südamerika nach Südafrika und weiter nach Australien, "Nautilus" war in Ostasien, "Donau" in Amerika und "Albatros" in Südamerika sowie Süd- und Westafrika.
 

SMS Sankt Georg
Das 20. Jahrhundert.
Über die weitere Geschichte der k.u.k. Kriegsmarine - bis zum Ende des ersten Weltkriegs - werde ich in denjenigen Beiträgen berichten, in denen es vor allem um bestimmte Schiffstypen geht, die als Modell verfügbar sind.
Dort finden sich auch schwerpunktmäßige Beiträge zu den hier überblicksmäßig behandelten Themen.