Das Versuchsgleitboot - System Thomamühl
... und seine Erben.
     
Inhalt: > das Versuchsgleitboot
> Techische Daten
> Dagobert Müller von Thomamühl
> die Erben des Versuchsgleitbootes
   
> die Geschichte der Luftkissenboote
   > militärisch genutzte Hovercrafts
   > Surface-Effect-Ships SES

das Versuchsgleitboot auf Probefahrt.
  Das Versuchsgleitboot - System Thomamühl
Das erste funktionsfähige Luftkissenfahrzeug der Welt (1915 - 1916)
 
  das Versuchsgleitboot.


Das Versuchsgleitboot in voller Fahrt.
Am 2.9.1915 stach das erste voll funktionsfähige Luftkissenboot der Welt in See. Es wurde von dem genialen österreichischen Erfinder - und Angehörigen der k.u.k. Kriegsmarine - Dagobert Müller von Thomamühl entwickelt. Gedacht war der Entwurf als "schneller Torpedoträger", ähnlich den später so erfolgreichen italienischen MAS Booten. Mit weit über 30 Knoten war das Versuchsgleitboot jedoch deutlich schneller. Diese Geschwindigkeit wurde durch insgesamt fünf Flugzeugmotoren erreicht - wobei vier die beiden Schrauben antrieben und der fünfte Luft unter den Bootskörper blies.


Die Hauptbewaffnung stellten zwei 35cm Torpedos dar.
Nach umfangreichen Probefahrten wurde das Projekt schließlich aus nicht wirklich nachvollziehbaren Gründen 1917 eingestellt - angeblich zuwenig Tragkraft, Einsatz nur bei glatter See, zu ungeschützt usw. Auch forderte die Luftfahrttruppe ihre wertvollen Motoren zurück, da man sich deren Kauf nicht leisten wollte. Auf eine wahrscheinlich zum Erfolg fürhende Weiterentwicklung wurde verzichtet - obwohl das zugrundeliegende Konzept als vielversprechend bewertet wurde. Die MAS zeigten wenig später, das auch kleine ungeschütze Boote, die nur bei leichten Seegang operieren können, brauchbare Resultate liefern. Der Erfinder erlitt ein typisch österreichisches Schicksal.
 
  Technische Daten
Typ Versuchsschiff für einen schnellen Torpedoträger.
Bauwerft Seearsenal Pola
 
Abmessungen Länge: 13 m; Breite: 4 m
Verdrängung etwa 6,5 t
Antriebsanlage 2 Wellen
4x Flugzeugmotoren mit je 6 Zylinder
und 120 PS
1x Flugzeugmotor mit 4 Zylinder / 65 PS als Ventilationstriebwerk für den Auftrieb
Höchstgeschwindigkeit 32,6 Knoten im flachen Wasser
Besatzung 5 Mann
Bewaffnung 2x Torpedos 45 cm
1x MG Schwarzlose
3x Wasserbomben 6kg gegen U-Boote
     voreingestellt auf 5/10/15m
 
  Dagobert Müller von Thomamühl.
  Korvettenkapitän der k.u.k. Kriegsmarine. Das Versuchsgleitboot wurde von ihm entworfen. Ihm gelangen jedoch auch zwei weitere wichtige Entwicklungen:
das Lufttorpedo: Lufttorpedos wurden unter ihm bereits Ende des 1. Weltkriegs erprobt. Im zweiten Weltkrieg wurden sie von den Japanern und Briten sehr erfolgreich eingesetzt.
die Lichtsperre. Wie sie noch heute als Schalt- und Ortungshilfsmittel verwendet wird. Er entwickelte sie als Schutzanlage für Pola, um eindringende Boote zu entdecken. Nach dem 1. Weltkrieg gemeinsam mit Zeis perfektioniert, wurde das System wenig später von der Yugoslawischen Marine beschafft.
 
  das Typenblatt.

Über das Versuchsgleitboot habe ich unter dem Label "The Modeller" ein Typenblatt herausgebracht. Es besteht aus 8 Seiten mit:
Informationen über das Projekt und
    über seinen Erfinder.
bekannte und seltene Aufnahmen.
Pläne im Maßstab 1:72 und 1:48 - von
    mir angefertigt nach den Originalplänen
    aus dem Kriegsarchiv!
Das Versuchsgleitboot eignet sich durch seine relativ einfache Rumpfform hervorragend zu einem Eigenbau.
Sie können das Typenblatt auf http://themodeller.toegels.at bestellen.

 
 
  WebSpecial:
Die Erben des k.u.k. Versuchsgleitbootes
  (nicht im Typenblatt enthalten)

> die Entwicklung der Luftkissenboote
> militärisch genutzte Hovercrafts
> das Surface Effect Ship - SES
 
  Die Entwicklung der Luftkissenboote.
1716 Emanuel Swedenborg (ja, aus Schweden) baut ein seltsames Boot. Die Luft wird händisch unter den Bootskörper geblasen - er erkennt schnell, dass die Menschliche Kraft nicht ausreicht und stellt seine Versuche ein.
1874 Lord Thornycroft beschäftigt sich mit luftumhüllten Bootskörpern.
1897 Der US-Amerikaner Cuthbertson lässt sich die prinzipielle Funktionsweise eines Luftkissenbootes patentieren
1909 Hans Dineson, wieder aus Schweden, baut ein Seitenwand-Luftkissenboot
1916 baut der Österreicher Dagobert Müller von Thomamühl das erste voll funktionsfähige (Seitenwand-) Luftkissenboot der Welt.
1959 Christopher Cockerell ersetzt die Ventilatoren durch Düsentriebwerke, die leicht nach innen blasen - ein gleichbleibender Luftvorhang wird erreicht, der die Luft unter dem Bootskörper hält.
1959 Das erste, in voller Größe hergestellte Fahrzeug, die SR.N1 (Saunders-Roe-N1), überquert bei ruhiger See den Ärmelkanal von Calais nach Dover.
1961 Westland verbessert den Entwurf - u.a. durch eine hohe Schürze um das Fahrzeug.
1962 die verbesserte SR.N1 erreicht 50 Knoten (über 90km/h) im ruhigen Wasser. Auch 2m hohe Hindernisse können überwunden werden.
die SR.N1 überquert den Ärmelkanal.
SR.N1
  Hovercrafts werden heute in erster Linie als schnelle Fähren - z.B. im Kanal zwischen England und Frankreich - und als Transportmittel in großen Sumpfgebieten eingesetzt. Über ihre militärische Bedeutung soll folgende Aufstellung aufklären:
 
  militärisch genutzte Hovercrafts.
  Seit 1962 werden Hovercrafts von Streitkräften auf allen Kontinenten eingesetzt. Die folgende Aufstellung soll einen chronologischen Überblick über die wichtigsten Typen verschaffen.
 
ab 1966 - USA das PACV (Patrol Air Cushion Craft).


Im Vietnamkrieg setzt die US Navy diese Luftkissenboote in den Flußdelta-Gebieten, Sümpfen und Reisfeldern ein. Sie sind zwar extrem laut aber mit 70 Knoten Höchstgeschwindigkeit trotzdem sehr erfolgreich auf der Jagd nach feindlichen Einheiten. Das PACV kann 4ft hohe Hindernisse überwinden und auch längere Strecken über festen Boden zurücklegen. Die Vietnamesen nennen sie die "Drachenboote". Diese Boote sind die ersten Hovercrafts, die bei Streitkräften erfolgreich im Einsatz waren.


Typ schnelles Patrouillenboot
Abmessungen Länge: 39ft / Breite: 24ft
Gewicht 5t
Antrieb Flugzeugmotor
Geschwindigkeit 70 Knoten
Bewaffnung 3x 12,7mm MG
Nutzlast 12 Mann
   
1970 - UdSSR die Gus / Skat -Klasse.
Diese Hovercrafts sind die ersten der russischen Marine - eine lange Tradition beginnt. Die 32 Landungsschiffe haben etwa 27 t Verdrängung und sind somit bis dahin die größten Luftkissenboote.
Typ Landungsboot
Abmessungen Länge: 21m / Breite: 7,1m
Einsatzgewicht 27,2t
Antrieb  
Geschwindigkeit 57,5 Knoten
Bewaffnung  
Nutzlast 24 Mann
   
1970 - Saudi Arabien SR.N6 (verschiedene Versionen)
  Der Nachfahre der SR.N1 ist in Saudi Arabien bei der Küstenwache im Einsatz. 24 Boote verschiedener Versionen werden bis 1981 angeschafft. Hersteller ist British Hovercraft.
 
Typ schnelles Patrouillenboot
Abmessungen Länge: 15-18m / Breite: 8,5m
Gewicht 17 t
Antrieb  
Geschwindigkeit bis 55 Knoten
Bewaffnung  
Nutzlast max. 6t
   
1971 - UdSSR die Aist / Dzheryan - Klasse
Modell:
1/700, Dragon 7011
Sowiet Air-Cushion Landing Crafts
(im Set)
Die Klasse umfasst 20 Boote. Bei ihrer Indienststellung setzen diese 220t Boote neue Maßstäbe.
Typ Landungsschiff
Abmessungen Länge: 47,8m / Breite: 17,5m
Einsatzgewicht 220 t
Antrieb 2x Gasturbinen,
2x Hubtriebwerke -
insges. 24.000 PS
Geschwindigkeit 45 Knoten
Bewaffnung 2x 30mm AK-630 CIWS
Nutzlast 74t, z.B. 4x PT-76 IFV
oder 220 Mann
   
1976 - USA die LACV-30 - Klasse
  Light Air Cushion Vehicle der US Army. Die amerikanische Antwort auf die mittlerweile zahlreichen sowjetischen Boote. 26 Einheiten baute die Army für rein logistische Aufgaben.
Typ Landungsboot
Abmessungen Länge: 23m / Breite: 11,2m
Einsatzgewicht 57 t
Antrieb  
Geschwindigkeit 40 Knoten
Bewaffnung -
Nutzlast max. 35t
   
1982 - UdSSR die Tsaplya- und Utenok-Klasse
  4x Tsaplya - Klasse (115t im Einsatz / 160 Mann Nutzlast)
2x Utenok - Klasse (70t im Einsatz / 65 Knoten / ein T-80 Nutzlast)
Beide Entwüfe waren unglücklich und konnten sich gegen die Lebed nicht durchsetzen.
   
1982 - UdSSR die Lebed - Klasse
ein Lebed-Boot auf einem sowjetischen Frachter. 20 Einheiten wurden gebaut.
Modell:
1/700, Dragon 7011
Sowiet Air-Cushion Landing Crafts
(im Set)
Typ Landungsboot
Abmessungen Länge: 24,8m / Breite: 10,8m
Einsatzgewicht 85 t
Antrieb 2 Propeller
insges. 3 Turbinen
Geschwindigkeit 70 Knoten
Bewaffnung 2x 15mm MG
Nutzlast 2x PT-76 IFV oder
120 Mann
   
1984 - USA die LCAC - Klasse
Landing Craft - Air Cushion. Etwa 110 Einheiten stehen bei der US Navy in Dienst. Sie werden vorallem von den großen amphibischen Landungsschiffen aus eingesetzt.
Modell:
1/700, Dragon Nr.7010
US Marine Amphibious Force (im Set) und bei USS Tarawa Nr.7008 (als Zugabe)
1/700 Tamyia Landungsschiff LST-4002 Shimokita (als Zugabe)

LCAC mit HMMWVs.

Modell:
siehe Text

Typ Landungsboot
Abmessungen Länge: 26,8m / Breite: 14,3m
Einsatzgewicht 160 t
Antrieb 4x Avco TF40B Gasturbinen,
davon 2 als Hubtriebwerke -
insges. 15.820 PS
Geschwindigkeit 54 Knoten
Bewaffnung Leichte Waffen
Besatzung 5 Mann
Nutzlast 75t: 12x HMMWVs oder 4x LAV oder 3xAAV oder 1xM1A1
   
1986 - UdSSR die ZUBR / POMORNIK-Klasse
Die Zubr - Boote sind die größten Luftkissenboote der Welt. Sie sind in Russland, der Ukraine und bald in Griechenland im Einsatz.



Modell:
1/700, Dragon 7011
Sowiet Air-Cushion Landing Crafts
(im Set)
Typ Landungsschiff
Abmessungen Länge: 57,3m / Breite: 25,6m
Einsatzgewicht 550 t
Antrieb 5x Gasturbinen,
insges. 50.000 PS
Geschwindigkeit 60 Knoten
Bewaffnung 2x 30mm AK-630 CIWS
4x tragbare Luftabwehr-Raketen
2x Mehrfachraketenwerfer
Besatzung 27 Mann
Nutzlast 3x T-80 MBT oder
10x BTR-70 APC oder
140 Mann und 130t Fracht
 
1990er - UK Griffon 2000 TDX Military
  Vermutlich nur vier im Einsatz bei den Royal Marines. Auch andere Staaten nutzen diesen Typ. Im Irakkrieg (2003) wurden die Griffons als Patrouillenboote in Flussmündungen eingesetzt.
Typ Landungsboot / Patrouillenboot
Abmessungen Länge: 11,9m
Antrieb nur ein Propeller und ein Hubtriebwerk
Geschwindigkeit 35 Knoten
Bewaffnung leichte Waffen
Nutzlast 20-26 Mann; etwa 2,2t
   
2000 ABS M-10
Derzeit wird von ABS Hovercraft Ltd. dieser Typ angeboten.
Das M-10 wiegt 10,5t und ist 21m lang. 40 Knoten können erreicht werden.

2001 - Finnland die Tuuli / T-2000 - Klasse
  Die Tuuli ist das erste von zwei Mehrzweckhovercrafts, die im Rahmen des Squadron 2000 Programms für die finnische Marine angeschafft werden. Sie haben Stealth-Eigenschaften und sind im Gegensatz zu den meisten Hovercrafts vorallem für Kampfeinsätze vorgesehen.


die Tuuli verbindet amerikanische Hovercraft-Technik mit skandinavischem Stealth-Know-How.
Typ Mehrzweck-Hovercraft / schnelles Angriffsboot
Abmessungen Länge: 27,4m / Breite 15,4m
Einsatzgewicht 84t
Antrieb 2 Gasturbinen
2 Propeller
Hubgebläse
Geschwindigkeit 50 Knoten
Besatzung 10 Mann
Bewaffnung Rohrwaffen
RBS-15 Mk3 Schiff-Schiff Lfk Denel Umkhonto Boden-Luft Lfk
Seeminen
Torpedos

 
  SES - Surface Effect Ships.
  Nach heutiger Terminologie spricht man beim Versuchsgleitboot System Thomamühl eher von einem Surface Effect Ship - SES. Auch SES gleiten auf einem Luftkissen. Der Unterschied liegt darin, das ein Hovercraft gänzlich aus dem Wasser austritt, während das SES weiterhin zum Teil unter die Wasseroberfläche dringt. Sie sind Katamarane, die Luft wird zwischen die Hüllen geblasen.


das SES im militärischen Einsatz.
 
1988 - UdSSR die Bora -Klasse
  (NATO: Dergach) Die ersten SES Korvetten im Einsatz. Ihre Aufgabe ist die Küstenverteidigung.
Typ Lenkwaffen-Korvette
Abmessungen Länge: 64m / Breite: 17,2m
Einsatzgewicht 1.050-1.280 t
Antrieb 2 Gasturbinen; 70.000 PS
Geschwindigkeit bis zu 55 Knoten
Bewaffnung 1x AK-100 DP 100mm Mehrzweckgeschütz
2x AK-630 30mm CIWS
2 x 4 Moscit (SS-N-22) SSM
1x Osa-MA SAM-System
(20 9M-33/SA-N-4 Gecko SAM)
Besatzung 68 Mann
   
1991 - Schweden die HMS Smyge.
  Der schwedischer Stealth-Technologiedemonstrator gilt als Mutter aller künftiger militärischen SES-Entwürfe und beeinflusste auch den Entwurf der Skjold (siehe unten).
Typ Stealth-Erprobungsschiff
Abmessungen Länge: 30m / Breite: 11,4m
Verdrängung 140t
Antrieb 2 Waterjets
Geschwindigkeit 40 Knoten
Besatzung 14 Mann
Bewaffnung

1x 40mm
2x RBS-15 Schiff-Schiff-Lfk
Tropedos, Minen, ...
(je nach Testphase)

 
1994 - Norwegen die Oksoy - Klasse.
  Die Minenkampfschiffe der norwegischen Marine können durch ihre SES Bauweise auch explodierende Seeminen verkraften.
Typ Minenkampfschiff
Abmessungen Länge: 55m
Verdrängung 375t im Einsatz
Antrieb 2 Waterjets
Geschwindigkeit über 20 Knoten
Besatzung 25 Mann
Bewaffnung Simbad-Werfer für Mistral-Flugabwehrraketen.
   
1996 - Norwegen die Skjold - Klasse
  Die Skjold steht bei der norwegischen Marine in Erprobung. Bisher sind 6 weitere Einheiten bestellt worden. Auch die US Navy zeigt im Rahmen ihres LCS-Programms Interesse.
Typ schnelles Angriffsboot
Abmessungen Länge: 47m / Breite 13,5m
Einsatzgewicht 270t
Antrieb 2 Gasturbinen
2 Dieselaggregate
2 Waterjets
Geschwindigkeit 53 Knoten (ruhige See)
Besatzung 18 Mann
Bewaffnung 1x 76mm oder 57mm
8x NSM - Schiff-Schiff-Lfk
tragbare Luftabwehr-Lfk
   
 
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