Vielleicht interessiert es jemanden - die letzten Entwicklungen von NORICUM:
A survey of the modern mortar (Armada International, 1. Juni 1990)
Then there is the so-called Salvo mortar. Perhaps more of a concept than a "special", the Austrian Noricum SM-4 120 mm Salvo Mortar consists of four 120 mm barrels mounted side-by-side and fired either in sequence or in salvo. All four barrels are carried on a wheeled vehicle such as a modified truck, or a tracked vehicle such as an M113 armoured personnel carrier. The idea is that the Salvo system could replaced artillery weapons, such as 105 mm howitzers, by combining firepower and mobility. The concept has attracted a great deal of attention but to date no orders are known to have been placed.
Round-up on IDEA '89 in Ankara; the Turkish defense industry in search of partners (Armada International, 1. August 1989)
The Turkish Army's requirement for 400 + state-of-the-art 155 mm howitzers provided the target for leading Western artillery specialists attending IDEA. Santa Barbara (SB 155/39), GIAT (155 TR), Noricum (GHN-45 APU) and Armscor (G5 155/45) each displayed examples of their latest systems,
Noricum's exhibit included its truck-mounted 120 mm four-barrelled salvo mortar, which has been trialled on a M113 for the Canadian Armed Forces.
Steyr and ACMAT also showed their latest truck products, Steyr stressing its success in reaching the final stages of the competition for the US DoD FMTV medium-truck programme (in partnership with US-based Steward & Stevenson).



... und die österreichische Rüstungsindustrie am Ende des Kalten Krieges:
ASMZ, Vol.154 (1988) hat geschrieben:Rüstungsbetriebe und ihre Erzeugnisse(Angaben gemäss Bundesministerium für Landesverteidigung)
Waffen und ZubehörNORICUM Maschinenbau
155-mm-Artilleriegeschütze
105-mm-Panzerkanone
Geschützkomponenten aller Art. Feuerleitung und Werkstätten
Modernisierung von gepanzerten Gefechtsfahrzeugen und Selbstfahrlafetten
STEYR-DAIMLER Puch AG
Jagdpanzer KÜRASSIER
Bergepanzer GREIF
Pionierpanzer 4 KH 7 FA
Schützenpanzer SAURER
Granatwerferpanzer 1/81
Fliegerabwehrpanzer 1 / 2.80
Gepanzertes Radfahrzeug PANDUR
Steyr Pistole Parabellum GB 9 mm
Steyr Maschinenpistolen MP 69/81
Steyr Universalgewehr
Steyr Scharfschützengewehr
Steyr Maschinengewehr
Vereinigte Edelstahlwerke AG
Granatwerfer Kaliber 60,81 und 120 mm
Vorbearbeitete Rohre für Kanonen
Haubitzen und rückstossfreie Panzerabwehrwaffen
Komponenten für Land- und Seeminen
VOEST-ALPIIME AG
Hohlkörperfertigung
Panzerwannen
Panzertürme
Panzerstahlplatten
Geschützkomponenten
FernmeldegeräteITT Austria GmbH
Integrierte digitale Fernmeldesysteme
Funkeinrichtungen und Funknetze
Kapsch AG
Fernsprechsysteme in Analog- und Digitaltechnik
Datenübertragungs- und Übermittlungssysteme
Integrierte Fernmeldesysteme in Digitaltechnik
SIEMENS AG Österreich
Mobile und stationäre Kommunikations-, Funk und Radareinrichtungen
Führungs- und Überwachungssysteme
FahrzeugtechnikÖsterreichische Automobilfabrik ÖAF-GräfSt Stift AG
Lastwagen von 6 bis 48 Tonnen Gesamtgewicht mit Hinterrad- oder Allradantrieb
Geländegängige Mannschaftstransporter div. Gewichtsklassen
Allrad-Radpanzer 4x4 oder 6x6
Simmering-Graz-Pauker AG
Plattformwagen für den Transport von Panzern und Raupenfahrzeugen
Steyr-Daimler-Puch AG
Mannschaftstransportfahrzeuge M4x4, M6X6 PINZGAUER
Steyr-Diesel-LKW 4X4 und 6x6
Pioniergerät und SchiffsbauÖsterreichische Schiffswerften AG
Patrouillenboote
Schubboote
Aluminium- und Kunststoffpontons
Swoboda Traunsteinwerkstätten
Sturmboote. Pontons
Brückenroste für Schlauchbootübergänge
VOEST-ALPINE AG
Komponente für schwimmende und feste Brückenkonstruktionen
Optische GeräteNORMA Messtechnik, Optik Elektronik GmbH
LASER-Distanzmessgeräte für Panzerabwehr- und Handfeuerwaffen
Optische Zielgeräte für die Feldartillerie
Protonic GmbH
Richtgeräte für die Artillerie und Granatwerfer
Periskope für den Tag-/Nachteinsatz von Panzerfahrzeugen
Nachtsichtgeräte für diverse Waffensysteme
Noricum Maschinenbau und Handel GmbH
Von: 16.03.1987
Bis: 30.09.1989
Tochtergesellschaft der VOEST Alpine AG. Das Werk Liezen führte vom16. 3. 1987 bis 30. 9. 1989 diesen Namen. Die Produktion im Werk wurde schon früher auf die Herstellung von Kanonen umgestellt, weil man sich davon gute Absatzmöglichkeiten erhoffte.
Bei aller Problematik bei der Herstellung von Waffen, die letzten Endes immer auch zur Tötung von Menschen eingesetzt werden können, muss gesagt werden, dass die in Liezen hergestellte Kanone GH N-45 (Gun Howitzer Noricum) mit einem Kaliber von 155 mm ein technisch brillantes Meisterwerk war. Sie wurde in zwei Varianten hergestellt. Die GH N-45 A1 musste gezogen werden, während die GH N-45 APU selbst fahren konnte und dabei auf Asphalt sogar 100 km/h erreichte.
Problematisch wurde es beim Verkauf. Hans Werner Scheidl schrieb darüber in einem Rückblick in der "Presse" vom 9. 12. 2006, Seite 30, unter anderem: Zwei Hindernisse gab's dabei: Erstens: Österreich durfte laut Staatsvertrag solche Waffen gar nicht besitzen. Aber da fand man ein Schlupfloch: Man wolle die Super-Kanone sowieso nicht besitzen - sondern nur exportieren. Aber wohin? Österreichs "Kriegsmaterialgesetz" verbot jeglichen Export an ein Krieg führendes Land. Aber nur solche Staaten brauchten die österreichische Superkanone. (Ende des Zitats).
Versuche, die Kanonen über Drittstaaten zu verkaufen, wurden aufgedeckt und schließlich musste die Waffenproduktion überhaupt eingestellt werden.
Quelle: Karl Hödl: Festschrift "70 Jahre Werk Liezen 1939 - 2009"
Verfasser: Karl Hödl, 26. 10. 2009
NORICUM -Untersuchungsausschuß Ausschussbericht (1235 d.B.)
C. Grundsatzentscheidung zum Einstieg in die Waffenproduktion
Die Grundsatzentscheidung, sich im Bereich der Wehrtechnik verstärkt zu engagieren und insbesondere großkalibrige Waffen zu erzeugen, war nach Auffassung des Ausschusses zu wenig vorbereitet und stellt aus heutiger Sicht eine gravierende Fehlentscheidung dar. So wurden zB Marktanalysen unterlassen. Durch einen verstärkten wirtschaftlichen Druck wurden von der Verstaatlichten Industrie immer gewagtere Geschäfte abgeschlossen. Wie von Zeugen zum Ausdruck gebracht wurde, hatte sich ein Subsystem gebildet, in dem einzelne Personen ohne Rücksicht auf Gesetze, Unternehmenszuständigkeiten, Beteiligungen und Berichtspflichten tätig wurden und ihre - wirtschaftlichen - Ziele unter Außerachtlassung gesetzlicher Regelungen verfolgten. Für diese Entwicklung gibt es aber auch politische Verantwortung.
Der Risikofaktor, daß fast 100% der Produktion in den Export gehen müßten, wird auch in einem Aktenvermerk der VOEST vom 4. April 1979 festgehalten. Aus Zeugenaussagen geht ferner hervor, daß sich die Verstaatlichte Industrie sehr wohl bewußt war, daß der Inlandsabsatz von GHN-45 kaum und wenn nur in absolut unbedeutendem Umfang angenommen werden konnte.
Im Sinne der grundsätzlichen Überlegungen kam es schließlich über Vermittlung des damaligen Bundesministers für Landesverteidigung R ö s c h zu Vertragsverhandlungen mit der kanadischen Firma SRC-Q, die zum Abschluß zweier Lizenzverträge mit Dr. B u l l, einem Waffenhändler, dessen Firma sich in Schwierigkeiten befand und dessen Geschäftsbeziehung zu Südafrika bekannt war, im Mai und im November 1979 führten.
Zur Vorbereitung dieser Verträge war im Bereich der VOEST nur die Frage der Staatsvertragskonformität in bezug auf die Reichweite der GHN-45 geprüft und festgestellt worden, daß derartige Überlegungen dem geplanten Einstieg -in die Rüstungsgüterindustrie nicht entgegen stünden. Bei den Überlegungen ging man im Bereich der VOEST davon aus, daß man gerade mit einer weitreichenden Kanone - die GC-45 sollte eine Reichweite von 30 km haben - gute Absatzchancen auf dem
Weltmarkt habe. Was die Reichweite anlangte, verließ man sich jedoch in Kenntnis der für die Produktion notwendigen Investitionen ohne Überprüfung auf die vom Lizenzgeber zur Verfügung gestellten Schießtafeln; ebenso wurden die Angaben
des Lizenzgebers hinsichtlich des möglichen Absatzmarktes ohne Überprüfung und ohne eigene Markterhebungen akzeptiert. Wie sich riachträglich herausstellte, kam es jedoch mit keinem der von Dr. B u 11 erwähnten Interessenten zu Vertragsabschlüssen.
Was die Reichweite der GHN-45 anlangt, wurde offensichtlich zu wenig Rücksicht darauf genommen, daß das Geschütz bereits
mit normaler Munition (ERFB) - also ohne den spiter im Ausland hinzugefügten "base-bleed Zusatz" - in bestimmten Höhenlagen, wie sie im österreichischen Einsatz gegeben wären, eine Reichweite von mehr als 30 km erzielt und damit im Widerspruch zu einer Bestimmung des österreichischen Staatsvertrages steht.
Von seiten der Verstaatlichten Industrie berief man sich bei der Grundsatzentscheidung auf das Interesse des österreichischen Bundesheeres; hiezu ist festzustellen, daß bisher keine einzige Kanone GHN-45 an das österreichische Bundesheer verkauft wurde.
Fast Hochverrat (DER SPIEGEL 39/1987)
Scanliner launched (FLIGHT INTERNATIONAL, 7. Dezember 1985)
Noricum of Austria has launched a military observation variant of the HB-23 civil motorglider and named it the Scanliner. The aircraft is powered by a four-cylinder engine, can seat two, and has a large, one-piece canopy for good visibility. Noricum is said to be aiming the Scanliner at the Third World market in particular.
Bührles Kanonendeal: Die zweite "Akte Noricum" (16. Dezember
2000)
Die aktuellen Ermittlungen um die Noricum-Affäre laufen auf Hochtouren. Dem WirtschaftsBlatt liegen umfangreiche Unterlagen über die Geschäfte mit den Kanonenteilen vor.
In die Affäre um den angeblich illegalen Export von Noricum-Kanonenteilen via Slowakei in den Iran kommt nun Bewegung. Wie das WirtschaftsBlatt berichtete, hat der frühere Grüne Abgeordnete Andreas Wabl am 2. Dezember 1998 der Staatsanwaltschaft Wien eine Sachverhaltsdarstellung übermittelt, die jetzt Anlass für grossangelegte Untersuchungen durch die Staatsanwaltschaft Korneuburg und die staatspolizeiliche Sondereinheit EBT sind. Wabl äusserte in seinem Schreiben den Verdacht, dass am 10. Februar 1997 von der Slowakei aus 42,2 Tonnen Ersatzteile für Noricum-Kanonen GH N-45 in den Iran geliefert wurden. Laut End-User-Zertifikat des iranischen Verteidigungsministeriums sollen es 256 Teile, verpackt in 35 Holzkisten, gewesen sein, die für den Teheran bestimmt waren. Anzeiger Wabl liess den Ermittlern auch diverse Unterlagen zukommen.
"Ich habe erst durch Sie von der Sache erfahren, mich hat bisher niemand angesprochen", sagt der 79-jährige Dieter Bührle zum WirtschaftsBlatt. Bührles Karibik-Firma International Technology Finance (ITF) kaufte 1994 die GH N-45-Lizenz samt Bauteil-Lager, seine Zürcher Firma T&T übernahm die Vermarktung. Gleichzeitig ist er 100-Prozent-Gesellschafter der Maschinenfabrik Liezen Systemtechnik GmbH. Den besagten Iran-Deal bestätigt der Schweizer Milliardär gegenüber dem WirtschaftsBlatt. "1997 ist eine Lieferung von unserem Lager in der Slowakei in den Iran gegangen", sagt Bührle zum WirtschaftsBlatt. "Ich sehe der ganzen Sache mit grosser Gelassenheit entgegen, denn ich glaube nicht, dass eine Umgehung der Gesetze stattgefunden hat."
Dem WirtschaftsBlatt liegen nun Dokumente vor, die mehr Licht ins Dunkel der Nachschubgeschäfte mit den Mullahs bringen. Bereits am 22. November 1995 schlossen Bührles Firma ITF und die slowakische Delta-B einen Vertrag, in dem Delta-B beauftragt wurde, "Ware" in die Slowakei unter dem Regime des aktiven Veredelungsverkehrs zu importieren und "gemäss den Instruktionen der ITF zu reexporten - Bestimmungsland Iran".
Erfüllungsfrist laut Papieren: Ende des Jahres 1996. Im Mai 1996 wurde ein weiterer Vertrag abgeschlossen.
In einer anderen Vereinbarung zwischen Bührles ITF und Delta-B, die bei der Ware (Los 4) als Zolldeklarant auftrat, heisst es: "ITF ist Eigentümerin von Halb- und Fertigfabrikaten, die in Detva lagern. Delta-B hat diese Waren im Auftrag der ITF in die Slowakei eingeführt und ... hat die Ausfuhr übernommen."
Teurer Iran-Deal
Laut vorliegenden Unterlagen soll die Delta-B dafür allein für den Import 70.000 US-Dollar, bei Ausfuhr 30.000 US-Dollar erhalten haben. Weitere "Abfindungszahlungen" in Höhe von insgesamt 500.000 US-Dollar sollten innerhalb von 18 Monaten erfolgen. Unter einer Bedingung: "Delta-B musste der ITF zusichern, dass seitens der Behörden der Slowakei gegen die ITF oder den Zolldeklaranten keine Forderungen geltend gemacht werden", die möglicherweise auf Handlungen oder Unterlassungen von Delta-B beruhen.
Ein Mitarbeiter der T&T beschwerte sich später bei einem österreichischen Spediteur, der bei den Geschäften mit an Bord war, dass die Lieferung vom slowakischen Detva nach Teheran 949.749,80 Schweizer Franken, umgerechnet rund 8,6 Millionen Schilling, gekostet habe.
Aus weiteren Unterlagen geht hervor, dass der slowakische Zoll im Juli beziehungsweise Oktober 1997 eine befristete Einfuhr von Teilen und Bestandteilen der "Militärtechnik GH N-45 sowie von Werkzeugen und Hilfsmitteln" genehmigte. Zweck der Einfuhr: Repassieren und Teilkomplementierung der Komponenten der GH N-45. "Nach Beenden der Produktionsoperationen wird das Spezialwerkzeug wieder zurück ins Ausland ausgeführt."
Was in den slowakischen Papieren auffällt, ist, dass die Karibik-Firma ITF Ltd. als Noricum Division St. Vincent, Austria, aber auch als ITF mit Sitz in Zürich bezeichnet wird.
Antrag zurückgezogen
Ob GH N-45 Ersatzteile, die in den Iran geliefert wurden, aus Liezen stammen, prüfen derzeit - laut Korneuburger Staatanwältin Sieglinde Puchner - die Ermittlungsbehörden.
Interessant ist auch, dass die Maschinenfabrik Liezen Systemtechnik GesmbH am 7. Oktober 1998 beim zuständigen Wirtschaftsministerium einen Ausfuhrantrag stellte, diesen aber mit 21. Jänner 1999 wieder zurückzog. Die genauen Gründe dafür sind nicht bekannt.
Neu ist auch, dass die Maschinenfabrik Liezen Systemtechnik laut Bührle kurz vor der Auflösung steht. Dieter Bührle sagte zum WirtschaftsBlatt: "Es bedarf nur noch einiger formeller Handlungen."
Noricum: Kanonendeal von langer Hand geplant (15. Dezember
2000)
Die Ermittlungen um mutmassliche illegale Exporte von GH N-45-Kanonen-Ersatzteile in der Iran laufen weiter auf Hochtouren.
Die zweitägigen Hausdurchsuchungen in der Steiermark durch die Einsatzgruppe zur Bekämpfung des Terrorismus (EBT) sind abgeschlossen. Jetzt heisst es, das sichergestellte Material zu sichten.
Dabei soll es sich unter anderem um Unterlagen aus der Maschinenfabrik Liezen Systemtechnik handeln, deren Alleingesellschafter laut Firmenbuch der Schweizer Milliardär Dieter Bührle ist.
Die Staatsanwaltschaft Korneuburg führt die Ermittlungen aber nicht nur wegen Verdachts der Neutralitätsgefährung und eines Verstosses gegen das Kriegsmaterialgesetz. "Wir ermitteln auch wegen Verdachts nach Paragraph 278a, Bildung einer kriminellen Organisation", sagt Sieglinde Puchner, Leiterin der Korneuburger Anklagebehörde. Was nach Abschluss der Untersuchungen dann wirklich angeklagt wird, stehe laut Staatsanwältin aber auf einem anderen Blatt. Puchner:"Es gilt jetzt zu verifizieren, ob diese GH N-45-Ersatzteile aus Liezen stammen." Die Staatsanwaltschaft Korneuburg ist erst seit 20. August 1999 mit dem Fall betraut. Denn die vom früheren Grün-Abgeordenten Andreas Wabl - entgegen anderen Meldungen - erst am 2. Dezember 1998 bei der Staatsanwaltschaft Wien eingebrachte Sachverhaltsdarstellung wurde wegen Zuständigekeitswirren monatelang zwischen den Justizbehörden in Wien und Linz hin und hergeschoben.
Schweizer Aufdecker
Aufgedeckt wurde diese Waffencausa aber bereits im Frühjahr 1998. Das Schweizer Nachrichtenmagazin Facts berichtete damals detailliert über den brisanten Ersatzteildeal des Schweizer Industriellen Bührle. Bührles Karibik-Firma ITF hatte 1994 die GH-N-45-Lizenz samt Lager um 180 Millionen Schilling von den Liezenern erworben. Seine Zürcher T&T Technology Trading, die angeblich die GH N-45 vermarktet, erhielt vom iranischen Verteidigungsministerium ein End-User-Zertifikat für 256 Stück Ersatzteile der 155-mm-Kanone. Abgewickelt wurde die Lieferung über das slowakische Rüstungsunternehmen ZTS IDOP Ltd., das sich verpflichtete, bis spätestens 28. Februar 1997 in den Iran zu liefern. Eine weitere slowakische Firma, die Delta B, wurde als Zolldeklarant angeheuert.
Lieferverpflichtung
In der schriftlichen Vereinbarung (11. 12. 1996) mit der ZTS IDOP Ltd., die dem WirtschaftsBlatt vorliegt, heisst es: "Das Ziel ... ist, Teile der GH N-45, die der ITF gehören und die in die Slowakei importiert wurden, aus der Slowakei zu exportieren." Am 11. Februar 1997 trafen die Kanonenteile mit einem offiziellen Zollwert von zwei Millionen US-Dollar in Teheran ein.
Dieter Bührle war bis Redaktionsschluss für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Iran-Connection: EBT verfolgt erneut GH N-45-Lieferungen (14. Dezember
2000)
Beamte der staatspolizeilichen Einsatzgruppe zur Bekämpfung des Terrorismus (EBT) und der Gendarmerie durchsuchten am Dienstag die Büros, das Lager und Gelände der ehemaligen Produktionsstätte der Kanonenhaubitze GH N-45 Noricum in Liezen. Im Visier: Die dort eingemietete Maschinenfabrik Liezen Systemtechnik GesmbH. Der Verdacht: Verstoss gegen das Kriegsmaterialgesetz. "Ja, wir führen Ermittlungen", bestätigt Sieglinde Puchner, von der zuständigen Staatsanwaltschaft Korneuburg.
Der Hintergrund: Am 3. Februar 1997 stiess der Kremser Zoll auf 20 Paletten mit auffälligen Kisten, die für den Iran bestimmt waren. Eine Begutachtung ergab, dass es sich um Ersatzteile der Noricum-Kanone handelte. Fünf Tage später wurden weitere GH N-45-Teile am Flughafen Wien-Schwechat angehalten. Neben diesen rechtlich umstrittenen Lieferversuchen, soll es aber einen weiteren Iran-Export über Pressburg gegeben haben. Andreas Wabl, Ex-Abgeordneten der Grünen, brachte 1998 eine Sachverhaltsdarstellung bei der Staatsanwaltschaft ein, die Grundlage für die jetzigen Ermittlungen sein soll. Begründung: Verdacht der Neutralitätsgefährdung und der illegalen Ausfuhr von Kriegsmaterial.
Bratislava-Connection
"Am 10. Februar 1997 wurden 42,2 Tonnen Ersatzteile der Kanone GH N-45 österreichischer Herkunft vom Flughafen Pressburg in zwei ukrainische Iljuschin-Frachtflugzeuge verladen und in die iranische Hauptstadt Teheran ausgeflogen", heisst es in der Sachverhaltsdarstellung. Ziel der 35 Holzkisten: Das iranische Verteidigungsministerium.
Laut Wabl stammte das Material von der Zürcher Firma T & T. Im Dezember 1993 hatte die Briefkastenfirma International Technic & Finance Ltd. (ITF) des Schweizer Milliardärs Dieter Bührle um 180 Millionen Schilling die Noricum-Lizenz samt Know-how und Ersatzteillager gekauft. Die Zürcher T&T - Technology Trading Ltd. Noricum Division, übernahm den Verkauf.
Der T&T-Verwaltungsrat und Aktionär Bührle - bis 1991 in der Führung des Schweizer Familienunternehmens Oerlikon-Bührle - ist laut Firmenbuch auch 100-Prozent-Gesellschafter der Maschinenfabrik Liezen Systemtechnik, die 1994 gegründet wurde.
MFL-Systemtechnik-Geschäftsführer Bernhard Moser: "Die Hausdurchsuchungen fanden statt, da die Ermittlungen im Laufen sind, möchte dazu nicht mehr sagen."
Noricum-Kanonen wieder heiss begehrt (25. August
2000)
Rund eineinhalb Jahre seit der letzten Lieferung nach Thailand sind die berühmt-berüchtigten Noricum-Kanonen auf einmal wieder begehrt - und das gleich doppelt: Zum einen stehen die Lizenzen für die GHN-45-Kanonen samt der Vertriebsfirma zum Verkauf. Zum anderen winken 2001 neue Aufträge aus Südostasien.
Ein Konsortium unter Beteiligung der Maschinenfabrik Liezen und Giesserei GesmbH (MFL) und der Steyr Spezialfahrzeuge (SSF) mit ihrem Chef Hans-Michael Malzacher ist laut Insidern der heisseste Kandidat für die Übernahme der Lizenzen und der Noricum-Vertriebsfirma mit dem Namen Maschinenfabrik Liezen Systemtechnik GesmbH. Beides ist derzeit noch im Besitz des Schweizer Industriellen Dieter Bührle, der sich aber vom Bereich Wehrtechnik zurückziehen will. Bührle hatte die Patente und das Know-how für die GHN-45 im Jahr 1993 erworben.
Die MFL Systemtechnik GesmbH wurde 1994 gegründet und war seitdem Auftragnehmer für die GHN-45-Kanonen. "Wir haben in dieser Zeit zwei Aufträge aus Thailand mit einem Gesamtvolumen von 400 Millionen Schilling abgewickelt", sagt Moser.
Produziert haben die Schweizer Firma T&T (Technology Trading), die ebenfalls zur Bührle-Gruppe gehört und die MFL. Für sie würde also die Übernahme der Vertriebsfirma und der Lizenzen Synergien schaffen.
Der Export lief ohnehin schon von Österreich aus. Unabhängig vom neuen Eigentümer führt Moser derzeit Verhandlungen mit südostasiatischen Staaten über neue Aufträge für Noricum-Kanonen. Malaysia und Thailand sind besonders interessiert. Einen Abschluss erwartet er in den nächsten Monaten. Einen kolportierten Auftrag aus Indien will Moser dagegen noch nicht bestätigen.
Hier einige Patente für einen Granatwerfer der Vereinigten Edelstahlwerke: