Je mehr Zeit vergeht, desto unverständlicher erscheint die politische Entscheidung für die Eurofighter. Denn jeder Tag mit den in Zeltweg stationierten Maschinen zeigt deutlicher, dass wir sie uns eigentlich nicht leisten können. Weil Flugstunden, die Wartung und die Schulung der Piloten teuer sind, wird der Betrieb gedrosselt wo es nur geht. Damit ist das hochfliegende Militärprojekt der Regierung Schüssel I endgültig in der Realität unseres Bundesheeres angekommen und diese Realität kann manchmal auch tollkühne Männer in ihren fliegenden Kisten frustrieren. (Gabi Waldner)
Die Piloten des Bundesheeres als "tolkühne Männer in ihren fleigenden Kisten" zu bezeichnen, ist schon ein starkes Stück (das man auch als Beleidigung auffassen kann)!! Und die ständige Erwähnung des "bösen", "verlogenen" Wolfgang Schüssel, hängt einem ja schon wirklich zum Hals heraus. Bekommt eigentlich jedes SPÖ-Mitglied bei seinem Eintritt in die Partei eine "Schüssel - Voodoo - Puppe"? Denkbar wäre es schon.
Im Alarmfall steigt in Linz-Hörsching eine in die Jahre gekommene Saab-105 auf. 2 Wochen Saab, 2 Wochen Eurofighter. Eine Notwendigkeit. Denn die Lieferung der restlichen Jets verzögert sich.
Zufällig sind die "restlichen Jets" gebrauchte Luftwaffen - Maschinen, die das Bundesheer Norbert Darabos mit seinem "Vergleich" zu verdanken hat.
Hätte Österreich nicht den Eurofighter gekauft, sondern eine F-15, F-16, wäre das dann auch so? Müsste man mit derartig langen Stehzeiten rechnen?
Das Archiv ist bekanntlich die "Rache des Journalisten". In diesem Fall ist es genau das Gegenteil. Die F-16 war der erste Kandidat der wegen der Nichtverfügbarkeit einer "Digital Moving Map" aus dem Verfahren ausgeschieden ist. Statt von den Ersatzteilen eines deutsch-britisch-italienischen Konsortiums wären wir nun eben von Lockheed Martin abhängig. Und ich frage mich schon ob dieser Konzern zuverlässiger geliefert hätte. Die F-15 wurde 1.) überhaupt nicht angeboten und 2.) übersteigen die Betriebskosten dieses Flugzeuges die des "Eurofighters" bei weitem. Auch die Beschaffungskosten dürften wesentlich über denen des "Eurofighters" liegen, was die Zuverlässigkeit angeht, stelle ich mir dieselbe Frage wie bei "Lockheed".
Auf die pro Jahr notwendigen 100 echten Flugstunden kommen die Eurofighter - Piloten derzeit nicht. Die Ausbildung stockt.
Das ist ebenso kein Wunder, wenn das Bundesheer ein so niedriges Budget zur Verfügung gestellt bekommt, dass schon die "flugunabhängigen" Betriebskosten kaum mehr bezahlbar sind. Wie soll es dann der Einsatz der Jets sein?
Dazu kommt noch, dass der nun nicht kommende Nachfoger für die Saab-105 die Betriebskosten deutlich gedrückt und die Ausbildungsmöglichkeiten der Piloten stark verbessert hätte (Voraussetzung wäre natürlich eine adäquate Lösung mit einem Muster wie der Aermacchi M346 oder der BAe "Hawk", bzw. der KAI T-50 "Golden Eagle" gewesen.
Offiziell heißt es, im Normalbetrieb soll eine Eurofighter-Flugstunde rund 45000 Euro ausmachen. Stimmt nicht ganz, wie wir hier erfahren. Den größten Teil der Betriebskosten machen die sogenannten In-Service-Support-Verträge aus. Fixkosten von 40 Mio. Euro für technische Unterstützung und Systempflege.
Die "In-Service-Support"-Verträge wurden im Zuge der Vergleichsverhandlungen nachträglich "überarbeitet", um die Kosten kosmetisch zu drücken. Die Langzeitwirkungen sind ohne Tranche-2-Upgrade nicht absehbar - auf jeden Fall werden die Kosten dadurch enorm ansteigen. Da ist es leicht zu behaupten, wir könnten uns den "Eurofighter" nicht leisten, wenn man nicht einmal die Gründe dafür hinterfragt und Dokumente, wie den RH-Bericht nicht konsultiert, in dem alle relevanten Informationen enthalten sind.
Wird also weniger geflogen, wie jetzt in der Einführungsphase, kann eine einzige Flugstunde schon mehr als 100000 Euro kosten.
Außerdem werfen die ORF - Journalisten (Verantwortlich für den Bericht ist ein gewisser Martin Pusch.) der schwarz-blauen Regierung vor, versprochen zu haben, dass die Betriebskosten nicht aus dem Heeresbudget gedeckt würden. Die ORF - Journalisten sollten sich einmal fragen, wer denn die Entscheidung gefällt hat, dass die Kosten NICHT vom Finanz- sondern vom Verteidigungsministerium bezahlt werden? Das politisch motivierte Kurzzeitgedächtnis reicht offenbar nicht bis zum Jahr 2007 zurück, als entschieden wurde, die fraglichen Kosten aus dem Heeresbudget zu decken. Das passierte leider, leider, unter der Regierung von Alfred Gusenbauer. Und der ist, wie hier allen zweifellos bekannt ist, SPÖ-Mitglied.
P.S.: Noch ein paar Hintergrundinformationen aus dem RH-Bericht:
Flugstundenproduktion27.1
Das BMLV plante im Oktober 2007 die Flugstundenproduktion für die Einführungsphase des Waffensystems Eurofighter. Die Planvorgaben für das Jahr 2007 wurden jedoch nur zu rd. 50 % erreicht. Die geringe Flugstundenleistung war auf die mangelnde Verfügbarkeit des Flugzeugsystems, der Bodenausrüstung sowie von Ersatz– und Umlaufteilen
zurückzuführen.27.2
Der RH hielt fest, dass bei der Aufnahme des Flugbetriebes mit dem Eurofighter weniger Flugstunden als geplant produziert wurden. Er wies darauf hin, dass bei weiterhin geringeren Flugstundenleistungen als geplant die Erfüllung der militärischen Vorgaben in der Einführungsphase weiter eingeschränkt werde.
27.3
Laut Stellungnahme des BMLV seien — nach anfänglichen Anlaufschwierigkeiten — ab März 2008 Maßnahmen gesetzt worden, die eine den Anforderungen entsprechende Flugstundenproduktion sicherstellen würden.
Betriebskosten32.1
Das BMLV hatte aufgrund von Erzeugerangaben zunächst jährliche Betriebskosten in Höhe von 50 Mill. EUR angenommen (Reihe Bund 2005/3 S. 11 f. TZ 11). Die Werte basierten auf einer Stückzahl von 18 Flugzeugen und 1.800 Flugstunden pro Jahr.
Im Jänner 2008 teilte das BMLV dem RH aktualisierte Schätzungen bis zum Jahr 2016 mit. Demnach würden die jährlichen Betriebskosten bei 15 Flugzeugen und 1.500 jährlichen Flugstunden ab 2008 mehr als 50 Mill. EUR, ab 2011 mehr als 70 Mill. EUR und im Jahr 2013 rd. 100 Mill. EUR betragen.32.2
Der RH stellte fest, dass auch die aktualisierten Schätzungen nur einen Teil der tatsächlichen Kosten enthielten. Wie bereits im Bericht des RH aus dem Jahr 2005 erwähnt, blieben die Personalkosten, Infrastruktur– Investitionen und Gemeinkosten unberücksichtigt. Weiters wies der RH darauf hin, dass im operativ–taktischen Konzept vom November 2007 ab dem Jahr 2015 eine Flugstundenproduktion von 1.800 Flugstunden pro Jahr vorgesehen war.
Der RH empfahl, im Hinblick auf die deutliche Steigerung der geschätzten Betriebskosten, eine umfassende Berechnung vorzunehmen.32.3
Laut Stellungnahme des BMLV seien die Maßnahmen zur Betriebskostenberechnung durch die Einführung einer prozessorientierten Kosten– und Leistungsrechnung auf Vollkostenbasis bereits eingeleitet worden.
Systemerhaltung38.1
Das operativ–taktische Konzept vom November 2007 sah ab 2015 eine gleich hohe Flugstundenproduktion mit 15 Flugzeugen wie zuvor mit 18 Flugzeugen vor. Dies würde zu einer Verdichtung der Wartungsereignisse
aufgrund höherer Flugstundenproduktion pro Flugzeug führen. Das BMLV teilte dem RH im Dezember 2007 mit, dass die genaue Ermittlung der technisch–logistischen Auswirkungen nur in Verbindung mit einer Logistikanalyse und einer dynamischen Betriebssimulation möglich sei, die bis Juni 2008 erfolgen solle.38.2
Der RH wies darauf hin, dass ab dem Jahr 2015 bei einer erhöhten Flugstundenproduktion pro Flugzeug mit einer Verdichtung der Wartungsereignisse pro Flugzeug und mit einem vermehrten Verschleiß sowie mit einer Verringerung der Lebensdauer der Flugzeuge zu rechnen ist.
Zur Einsatzfähigkeit der Piloten und die Kosten für die bauliche Infrastruktur in Zeltweg verweise ich auf den RH-Bericht, und zwar auf die Seiten 64-68; zu den In-Service-Support - Verträgen ist die S. 71 relevant: