Schutzengel im Einsatz - Hercules 8T-CB beim Täuschkörperausstoß© Bundesheer

Schutzengel für die Hercules

by Doppeladler

Die drei österreichischen C-130K Hercules werden mit einer Selbstschutzausrüstung für den Einsatz in Krisenregionen nachgerüstet. Das System warnt insbesondere vor anfliegenden Lenkwaffen und stößt Täuschkörper aus. Mitte November 2020 fand der erste Test des Selbstschutzsystems über dem Truppenübungsplatz Allentsteig statt.

Ihre Einsätze bringen die „Herks“ immer wieder in Konfliktregionen, wo sie insbesondere bei den Starts und Landungen der Bedrohung durch leichte Waffen bis hin zu Boden-Luft-Lenkwaffen ausgesetzt sind. Daher ist es mittlerweile internationaler Standard, militärische Transportflugzeuge mit Selbstschutzsystemen auszustatten.

Das Selbstschutzsystem wird es nach Abschluss der Entwicklungen auch den österreichischen Luftstreitkräften in Zukunft ermöglichen, „unter Bedrohung Soldaten und Zivilisten sicherer aus Krisengebieten zu evakuieren“, so Brigadier Wolfgang Wagner, Kommandant des Kommandos Luftunterstützung.

Erster Test der Selbstschutzausrüstung über Allentsteig mit 8T-CB

Das Bundesheer hatte 2003 und 2004 drei gebrauchte Lockheed Hercules C Mk.1P (C-130K) der Royal Air Force übernommen. Sie wurden 1967 bzw. 1968 gebaut und sind daher bereits deutlich über 50 Jahre alt. Von Anfang an wurden sie bei der Marshall Aerospace and Defence Group im britischen Cambridge betreut. Regelmäßig wurde die Avionik aktualisiert. Gerade haben die Transporter eine neue Generalüberholung durchlaufen. In Summe wurden 8,2 Mio. Euro investiert, um das Selbstschutzsystem einzurüsten und die Nachtflugfähigkeit zu verbessern.

Hercules 8T-CC im Februar 2020. Unter dem Cockpit sind die Sensoren zu erkennen © BundesheerHercules 8T-CB beim Täuschkörperausstoß© BundesheerHercules 8T-CB beim Täuschkörperausstoß© Bundesheer

DIE SELBSTSCHUTZAUSRÜSTUNG

Zur Vereinfachung der Ausbildung und Logistik werden in die Hercules die gleichen Selbstschutzsysteme wie in den S-70A-42 Black Hawk und in die AB-212 eingebaut – allerdings in aktuellster Ausführung. Es handelt sich um Raketenwarnsensoren Northrop Grumman AN/AAR-47 B(V)2 (Missile Warning System – MWS). Sie erkennen anfliegende Raketen und sogar das Mündungsfeuer aus leichten Waffen (Hostile Fire Indication). Hinzu kommen die Radarwarnempfänger Northrop Grumman AN/APR-39(D)V2 (Radar Warning Reciever – RWR), welche anzeigen, wenn das Flugzeug von einem Radar erfasst wird. Hierfür wurde ein Mission Data Set (MDS) erworben, welches die „Bedrohungsbibliothek“ enthält. Damit können ausgesuchte Radarsignaturen von radargestützten Lenkwaffen und Waffensystemen erkannt werden. Die Täuschkörperwerfer BAE Systems AN/ALE-47 sind zum Ausstoß von Flares (IR-Täuschköper) und Chaffs (Düppel zur Radartäuschung) geeignet.

Täuschkörperwerfer der Backbordseite © Bundesheer
Täuschkörperwerfer der Backbordseite © Bundesheer

Die Sensoren sind unter den Cockpitfenstern sowie am Hecksporn angebracht. Die Täuschkörperwerfer befinden sich auf der Unterseite (beidseitig hinter dem Bugfahrwerk) sowie am Rumpf unter den Tragflächen.

BEDROHUNG DURCH MANPADS

IS Anhänger mit SA-7 in Ägypten
© Twitter
IS Anhänger mit SA-7 in Ägypten
© Twitter

Die Proliferation von schultergestützten Boden-Luft Lenkwaffen (MANPADS – Man Portable Air Defense System) stellt eine ernste Bedrohung dar. Viele Armeen dieser Welt nutzen MANPADS. Laut Analysen des australischen Außenministeriums sind vor allem russische 9K32 Strela-2 (SA-7) und US-amerikanische FIM-92 Stinger auch bei Terrormilizen vereinzelt vorzufinden und es kommt auch immer wieder zu Angriffen. In den letzten 40 Jahren gab es nicht weniger als 50 Angriffe auf Zivilmaschinen. Sie verliefen nicht immer erfolgreich, kosteten aber bereits 30 Flugzeuge und 800 Menschenleben.


Österreichs Militärmaschinen, die schützen und helfen sollen, wenn andere nicht mehr können, sind in Konfliktregionen unterwegs und dort auch bereits für Evakuierungen eingesetzt worden. Sie sind einem ungleich höheren Risiko ausgesetzt. Die Einrüstung eines Selbstschutzsystems war daher bereits dringend geboten.

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