FLINTLOCK 2016 – Österreichische C-130 Hercules im Senegal © Bundesheer
Die Übung FLINTLOCK 2016 fand von 8. bis 29. Februar 2016 im Senegal und in Mauretanien statt. Übungsthema war die Interoperabilität und grenzüberschreitende Kooperation im Anti-Terror-Kampf durch Spezialeinsatzkräfte.
Nur wenige Wochen nach dem blutigen Anschlag in Ouagadougou, der Hauptstadt von Burkina Faso, startete in Senegal, einem weiteren Nachbarstaat Malis, die Übung FLINTLOCK 2016 (zu Deutsch: „Feuersteinschloss“ – eines Gewehrs). Ziel der Übung war es, die Spezialeinsatzkräfte der westafrikanischen Staaten besser auf die zunehmende Bedrohung durch Terrorgruppierungen wie etwa der Al-Kaida im Islamischen Maghreb (AQMI), Boko Haram oder dem Islamischen Staat (IS) vorzubereiten. Einheiten aus den USA und Europa gaben ihr Wissen an die afrikanischen Soldaten weiter. Umgekehrt diente die Übung den westlichen Spezialeinsatzkräften der Vorbereitung möglicher Einsätzen am afrikanischen Kontinent. Das Thema ist so aktuell, dass rund 1.700 Spezialeinsatzkräfte aus 23 Ländern zusammenkamen.
Das Österreichische Bundesheer war mit zwei Lockheed Hercules C Mk.1P (C-130K) und etwa 60 Angehörigen des Jagdkommandos beteiligt.
Durch die Teilnahme an der FLINTLOCK trägt das Bundesheer zur Fähigkeitsentwicklung der afrikanischen Armeen bei. Diese sollen in die Lage versetzt werden, ihren Beitrag zur Stabilität West- und Nordafrikas zu leisten. Denn auch wenn die Weltöffentlichkeit derzeit vor allem nach Syrien, in den Irak und nach Afghanistan blickt, 2015 wurden von AfrikanerInnen mehrere tausend Asylanträge in Österreich gestellt. Somalia, Nigeria, Algerien und Marokko liegen unter den Top 15 Herkunftsländern (in dieser Reihenfolge).
Da nicht zu erwarten ist, dass die afrikanischen Staaten ihre Herausforderungen in absehbarer Zeit alleine bzw. unter sich bewältigen können, können Einsätze wie der robuste Einsatz EUFOR Tchad/RCA (2008/2009) oder die derzeit laufende EU Trainings Mission in Mali (EUTM Mali) jederzeit mit geringem Vorlauf auf das Heer – und hier insbesondere auf die Spezialeinsatzkräfte – zukommen. Daher müssen Gelegenheiten wie die FLINTLOCK Übungsreihe genützt werden, um die für diesem Einsatzraum erforderlichen Erfahrungen zu sammeln.
OPERATIONEN DER HERCULES
Mit den C-130 Hercules wurden die klassischen Luftunterstützungsoperationen trainiert, die sich in solchen Szenarien ergeben: Das Absetzen von Spezialeinsatzkräften und Versorgungsgütern per Fallschirm sowie der Verwundetentransport (letzteres in Zusammenarbeit mit polnischen Sanitätern).
Im Zuge dreier Lastenabwurfübungen wurden Güter wie Verpflegung, Wasser, Medikamente, Zelte, Munition, Waffen und Treibstoff aus dem fliegenden Transportflugzeug mittels Fallschirm abgeworfen. Es kam auch zum größten Abwurf von Material, den die österreichischen Luftstreitkräfte jemals durchgeführt haben: Rund 1.500 kg, aufgeteilt auf vier Lastpakete, wurden im kurzen Abstand aus 240 m Höhe bei knapp 200 km/h aus der Heckklappe der Transportmaschine geschoben. Ein 400 kg Paket benötigt drei Fallschirme, die per Ausziehleine automatisch geöffnet werden.
LUFTLANDEAUSBILDUNG UND MILITARY ASSISTANCE
Die Jagdkommandosoldaten übten insbesondere Fallschirmabsprünge über Wüsten und Steppen. Aufgrund der großen Entfernungen und der schlecht ausgebauten Infrastruktur sind Fallschirmeinsätze in Afrika von besonderer Relevanz (siehe Fallschirmeinsätze der Franzosen in Mali). 31 Soldaten des Jagdkommandos waren in Dakar eingesetzt und leisteten „Military Assistance“ für die senegalesischen Einsatzkräfte. Die Ausbildung umfasste sämtliche militärische Belange. Ausbildungsschwerpunkte waren jedoch infanteristischen Themen wie der Schutz von Räumen und Grenzen. Am Stundenplan standen auch Schulungen in der Ausbildungsmethodik (z.B. der richtige Umgang mit Soldaten), Unterricht im Kriegsvölkerrecht sowie die Pionierarbeit. Das österreichische Medical Team gab sein Wissen im Bereich Erste Hilfe und medizinische Versorgung weiter.
IMPRESSIONEN
Die FLINTLOCK ist ein jährliches Übungsvorhaben im west- oder nordafrikanischen Raum. Die heurige Auflage wurde von den Streitkräften Senegals und Mauretaniens sowie dem U.S. Army Special Operations Command-Africa vorbereitet. Die Teilnehmerstaaten kamen aus Afrika, Nordamerika und Europa: Belgien, Burkina Faso, Dänemark, Deutschland, Estland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Kamerun, Kanada, Kap Verde, Marokko, Mauretanien, Niederlande, Niger, Nigeria, Österreich, Polen, Senegal, Spanien, Tschad, Tunesien und USA. Übungssprachen waren Französisch und Englisch.
Weiterführende Links:
- Lastenabwurf und Jagdkommando: Bundesheer trainiert in Afrika, Bundesheer.at
- Belgische Spezialeinsatzkräfte bei der FLINTLOCK 2016
- Asylstatistik Dezember 2015 des Innenministeriums
(Titel „Meet the Flintlocks“ frei nach der Comicserie „Meet the Flintstones“)