Der Himmel über Davos wurde anlässlich des WEF 2014 wieder zur Sperrzone © twiplomacy.com
Auch heuer wieder traf sich die Welt im Schweizer Davos , unweit der Staatsgrenze zu Österreich. Am Word Economic Forum 2014 (WEF 2014) nahmen heuer rund 2.500 Führungspersönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft teil. Etwa 250 Personen waren laut offiziellen Angaben völkerrechtlich geschützt. Für 70 TeilnehmerInnen mussten gar „besondere Schutzmaßnahmen“ getroffen werden. Besondere Schutzmaßnahmen wurden natürlich auch wieder in der Luft getroffen – eine unabdingbare Vorrausetzung für Veranstaltungen dieser Art, um sie vor Terrorangriffen und Störaktionen mit Flugzeugen und anderen Fluggeräten zu sichern. Das Bundesheer leistete in gewohnter Weise Unterstützung bei der Luftraumsicherung der Schweizer Luftwaffe, da sich ein großer Teil des eingeschränkten Luftraums über Österreich befand.
Die österreichische Luftraumsicherungsoperation DÄDALUS 2014 fand vom 21. bis 26. Jänner 2014 statt. Wie in den Vorjahren wurde der Einsatz auch gleich mit einer Übung der Luftstreitkräfte verbunden.
Vom Boden aus überwachten wieder neben den ortsfesten Großraumradars der Goldhaube auch mobile Radarstationen (Aufklärungs- und Zielzuweisungsradargeräte – AZR), Feuerleitgeräte (Skyguard) und Flugmeldetrupps des Radarbataillons sowie des Fliegerabwehrbataillons 3 alle Vorgänge in der Luft. Über mobile Funkanlagen wurden diese Daten direkt in die Führungszentrale nach St. Johann im Pongau geliefert.
In der Luft kamen rund 30 Flächenflugzeuge und Hubschrauber zum Einsatz – vom Bell OH-58B Kiowa bis zum Eurofighter Typhoon. Damit war sichergestellt, dass in allen Höhenlagen sowohl auf langsam, als auch schnell fliegende Ziele reagiert werden konnte. Hubschrauber sorgten allerdings auch für logistische Unterstützung. Insgesamt 1.100 Soldaten standen während der Luftraumsicherungsoperation „Dädalus 2014“ im Einsatz.
Während des Forums wurden die mit MG-Pods bewaffneten Pilatus PC-7 nach Innsbruck verlegt. Am Flugplatz in Hohenems wurde jeweils ein Transporthubschrauber Agusta Bell 212 und Alouette III sowie zwei Mehrzweckhubschrauber Sikorsky S-70A-42 Black Hawk stationiert. Diese Hubschrauber standen für das aus 24 Mann bestehende ERTA-Team („Emergency Response Team Air“) zur schnellen Reaktion bei Flugunfällen bereit. In Bludesch wurde ein leichter Transport- und Verbindungshubschrauber vom Typ Bell OH-58 „Kiowa“ und zwei Alouette III zur Luftaufklärung stationiert.
Die östereichischen Eurofighter Typhoon operierten von Zeltweg aus © Maschin
Die Eurofighter Typhoon operierten von ihrem „Heimathafen“ Zeltweg aus. Insgesamt konnten neun der 15 Eurofighter im Einsatz beobachtet werden: 7L-WA, 7L-WC, 7L-WD, 7L-WI, 7L-W J, 7L-WK, 7L-WL, 7L-WM und 7L-WO. Damit wurde wieder einmal der hohe Klarstand der heimischen Eurofighter-Flotte bewiesen, der bei ausreichender Vorwarnzeit erreichbar ist. Es ist internationaler Standard, dass sich mind. 1/3 der Maschinen in der Wartung befindet. Diesen Standard Jahr-für-Jahr zu erreichen, ist für das kleine und finanziell ausgehungerte Bundesheer eine Spitzenleistung.
Damit den eingespielten Bodencrews nicht langweilig wurde, mussten sich die neun Maschinen die 13 vorhandenen Zusatztanks teilen.
Die österreichische Flugverbotszone wurde dieses Jahr nicht verletzt. Dieses disziplinierte Verhalten der zivilen Piloten ist laut Bundesheer das Ergebnis der gezielten Information im Vorfeld und der hervorragenden Zusammenarbeit mit zivilen Behörden – aber auch das schlechte Wetter schränkte den zivilen Flugverkehr stark ein. Soweit also „business as usual“ für das Bundesheer und seine Luftstreitkräfte.
DOPPELBELASTUNG FÜR SCHWEIZ
Bei den Schweizer Kameraden sorgte heuer eine Besonderheit für zusätzliche Schweißtropfen. Denn fast gleichzeitig mit dem WEF in Davos – nahe der östlichen Grenze zu Österreich – fand in Montreux der Auftakt zur Syrien-Konferenz statt – an der westlichen Grenze zu Frankreich. 47 Delegationen nahmen an den Verhandlungen teil. Selbstverständlich war für beide Veranstaltungen ein Luftschirm Pflicht, daher mussten über viele Stunden zumindest zwei Alarmrotten gleichzeitig in der Luft sein und auch rechtzeitig abgelöst werden, um die jeweils 25 Meilen (etwa 46 km) großen Sperrgebiete zu überwachen. In Österreich undenkbar, denn rund 30 Abfangjäger der Typen McDonnell Douglas F/A-18C Hornet und tagsüber auch Northrop F-5E Tiger II wurden in Summe eingesetzt.
Für das WEF 2014 standen vom 13. bis 27. Januar 2014 maximal 3.100 Angehörige der Armee im Einsatz. Die freie Benützung des Luftraums und der Flugplätze der Region Davos wurde am 20. Januar 2014, 8 bis 18 Uhr, sowie von 21. Januar 2014, 8 Uhr bis Sonntag, 26. Januar 2014, 18 Uhr eingeschränkt. Die Einsätze wurden von den Flugplätzen Sion (F-18 und F-5), Dübendorf (PC-7 und Hubschrauber), Davos/Chur (Hubschrauber) und bei Bedarf auch Mollis (Hubschrauber) geflogen. Es kam zu einer einzelnen Luftraumverletzung.
Für die Syrien-Konferenz unterstützte vom 20. bis 25. Januar 2014 die Schweizer Armee die Kantone Waadt und Genf bei den Sicherheitsmaßnahmen in Montreux. Während maximal sechs Tagen standen 420 Armeeangehörige im Einsatz. Sie sicherten den Luftraum sowie den Flughafen Genf und erbrachten auch logistische Leistungen.
Für den Konferenzstandort Montreux galt am 20. Januar, 08 bis 18 Uhr, sowie vom Dienstag, 21. Januar, 08 Uhr, bis Freitag, 24. Januar, 18 Uhr, ein eingeschränkter Luftraum von 25 Meilen (zirka 46 Kilometer). Diesen Raum durften zivile Flugzeuge nur zum Starten und Landen nach vorheriger Anmeldung durchfliegen. Eine strikte Flugverbotszone bestand in einem Radius von 6 Meilen (zirka 11 Kilometer) um Montreux herum. Wie Österreich unterstützte auch Frankreich die Schweizer Luftwaffe. Einzelheiten zu den Operationen der Armee del Air sind leider nicht bekannt. Insgesamt dreimal wurde das Sperrgebiet verletzt.
IMPRESSIONEN 2014
Das WEF 2015 wirft bereits seine Schatten voraus: Vom 21. Januar – 24. Januar 2015 wird in Davos wieder konferiert und der Schiort neuerlich zur Festung. Sehr wahrscheinlich, dass dann die Luftraumsicherungsoperation DÄDALUS 2015 abläuft, sollte das Heer bis dahin noch die Mittel für einsatzbereite Abfangjäger aufbringen können.
Am 18. Mai 2014 wird in der Schweiz übrigens zur Beschaffung von 22 Saab JAS-39 E/F Gripen-Kampfflugzeugen für gut 3,1 Milliarden Franken abgestimmt. Nimmt das Beschaffungsvorhaben diese Hürde und laufen die Jets zu, stehen dem Nachbarn rund 50 allwetter- und nachttaugliche Überschall-Jets für die Luftraumsicherung zur Verfügung.
Weiterführende Links:
- Weltwirtschaftstreffen: Bundesheer sichert Luftraum
- Einsatz der Schweizer Armee beim World Economic Forum in Davos
- Einsatz der Schweizer Armee bei der Syrien-Konferenz Montreux
Wir bedanken uns auch heuer wieder für die fleißigen Spotter aus Österreich und der Schweiz – einige davon regelmäßige Besucher unserer Seite – die uns immer wieder großartige Bilder liefern, wie sie von offizieller Seite nicht präsentiert werden. Bitte daher unbedingt die Copyrighthinweise beachten!